Weiter Diskussion um nachsynodales Schreiben "Amoris laetitia"

Kardinal Caffarra wünscht sich Klarheit vom Papst

Veröffentlicht am 13.07.2016 um 12:04 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Caffarra wünscht sich Klarheit vom Papst
Bild: © KNA
Kirche

Manassas ‐ Ist "Amoris leatitia" nun verbindlich oder nicht? Der emeritierte Erzbischof von Bologna widerspricht einer Aussage Kardinal Schönborns - und übt nebenbei Kritik am Jesuiten Klaus Mertes.

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Nun widerspricht ihm der emeritierte Erzbischof von Bologna, Kardinal Carlo Caffarra. Die Logik der lebendigen Tradition der Kirche sei bipolar, so der frühere Leiter des Päpstlichen Institutes für Studien zu Ehe und Familie im Interview mit dem US-Portal "Onepeterfive". Man solle "Amoris Laetitia" daher nicht nur in die eine Richtung, sondern auch umgekehrt im Licht der früheren lehramtlichen Äußerungen lesen.

Wichtiger ist Caffarra aber die Feststellung dessen, was seit dem Erscheinen des Schreibens in der Kirche geschehen sei: "Bischöfe und viele Theologen, die treu zur Kirche und dem Lehramt stehen, haben eingewandt, dass es in einem speziellen - aber sehr wichtigen - Punkt keine Kontinuität, sondern eher einen Widerspruch zwischen 'Amoris laetitia' und dem bisherigen Lehramt gibt." Das Dokument behaupte, dass sexueller Kontakt zwischen wiederverheirateten Geschiedenen unter gewissen Umständen moralisch legitim sei. Zuvor habe eine außereheliche sexuelle Beziehung dagegen im Widerspruch zur kirchlichen Lehre gestanden. Daher müsse der Papst diesen Widerspruch nun aufklären.

Deutliche Kritik an Pater Klaus Mertes

Caffarra wünscht sich vom Papst außerdem, dass er Klarheit bezüglich der vieldiskutierten Fußnote Nummer 351 von "Amoris leatitia" schafft. Darin schreibt Franziskus, dass die Sakramente der Beichte und Eucharistie in gewissen Fällen auch jenen helfen könnten, die "mitten in einer objektiven Situation der Sünde" lebten. Caffarra würde vom Papst gerne wissen, was aus dieser Fußnote nun auch auf wiederverheiratete Geschiedene zutreffe. Und was von der bisherigen Lehre - etwa aus Familiaris consortio (FC 84) oder Reconciliatio Poenitentia (RP 34) - nun abgeschafft werde.

In dem Interview kam der Erzbischof auch auf den deutschen Jesuitenpater Klaus Mertes zu sprechen. Der hatte Ende Mai in einem Interview mit der "taz" alle Katholiken dazu aufgefordert, für die Rechte Homosexueller zu kämpfen. Das Thema Homosexualität müsse von der Kirche als Menschenrechtsthema wirklich ernst genommen werden, so Mertes damals. Caffarra kann dagegen nicht verstehen, wie "ein katholischer Theologe über die Homosexualität als Menschenrecht nachdenken und schreiben kann". Denn ein Recht sei immer auch etwas moralisch Legitimiertes. Ausgeübte Homosexualität sei dagegen von Natur aus unvernünftig und daher auch unredlich. (bod)

Linktipp: Schönborn: "Amoris laetitia" ist verbindlich

Der Wiener Kardinal trat Behauptungen entgegen, das Schreiben von Papst Franziskus zu Ehe und Familie habe keinen lehramtlichen Charakter. In diesem Sinne hatten sich konservative Kardinäle geäußert.