Bischof: Papst will in Auschwitz beten und schweigen
Für den Papst sei das die "Zeit des Gebets, der Reflexion, der Tränen, der Besinnung und des Schweigens", sagte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Weihbischof Artur Mizinski, am Freitag vor Journalisten in Warschau. "Der schweigende Papst, sein Nachdenken und seine Tränen werden für uns ein Zeichen sein", fügte er hinzu.
Mizinski erklärte, der Papst spreche oft im Stillen. Das sei eine "neue Art der Kommunikation, die uns Papst Franziskus lehrt". Das Kirchenoberhaupt werde den als "Bitte in der Not" bekannten Psalm 130 beten und sich auch mit etwa einem Dutzend Auschwitz-Überlebenden treffen.
Polens Oberrabbiner Michael Schudrich begrüßte, dass Franziskus mit seinem Besuch die Erinnerung an den "schlimmsten Ort der Welt" und den "schlimmsten Völkermord" wach halte. Zudem sei die vorgesehene Begegnung des Papstes mit 25 Menschen, die im Zweiten Weltkrieg Juden vor der Ermordung durch die deutschen Nationalsozialisten retteten, ein großes Geschenk für die von Israel ausgezeichneten "Gerechten unter den Völkern".
Franziskus besucht Polen aus Anlass des katholischen Weltjugendtags in Krakau vom 27. bis 31. Juli. Am 29. Juli will er wie seine Vorgänger Johannes Paul II. im Jahr 1979 und Benedikt XVI. 2006 im einstigen Stammlager Auschwitz in der Zelle des dort getöteten polnischen Ordensmanns Maximilian Kolbe beten. Anschließend werde er das ehemalige Vernichtungslager Birkenau aufsuchen. Laut offiziellem Programm ist dort eine Rede vorgesehen.
Der Auschwitz-Besuch erfolgt am wahrscheinlichen 75. Jahrestag der Entscheidung Kolbes, anstelle eines Familienvaters in den Hungerbunker zu gehen. Die Lagersoldaten hatten zunächst einen anderen Häftling sowie neun weitere als Vergeltung für die vermeintliche Flucht eines Gefangenen töten wollen.
Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten Ansprachen gehalten
Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten in Auschwitz bei ihren Besuchen Ansprachen gehalten. "Es war und ist eine Pflicht der Wahrheit", sagte Benedikt XVI. damals, "dem Recht derer gegenüber, die gelitten haben, eine Pflicht vor Gott, als Nachfolger von Johannes Paul II. und als Sohn des deutschen Volkes hier zu stehen."
In das größte deutsche Vernichtungslager nahe der polnischen Kleinstadt Oswiecim wurden mindestens 1,3 Millionen Menschen aus ganz Europa deportiert. Mehr als eine Million Juden, etwa 140.000 Polen, Zehntausende Sinti und Roma sowie Tausende politische Häftlinge anderer Nationalität wurden zwischen 1940 und 1945 in das KZ Auschwitz-Birkenau gebracht. Die Zahl der Ermordeten wird auf etwa 1,1 Millionen Menschen geschätzt. (KNA)