Beten vor dem großen Sprung
Der Presbyterianer hatte auf seiner Mondfahrt auch geistliche Nahrung im Gepäck: Dean Woodruff, der Pfarrer seiner Heimatgemeinde, der Webster Presbyterian Church in Houston, suchte gemeinsam mit Aldrin nach einem angemessenen Zeichen. "Erst hatte ich überlegt, etwas ausgesprochen Patriotisches zu tun, aber alles was uns eingefallen ist, wirkte für uns banal und chauvinistisch", schreibt Aldrin in seiner Autobiographie. Schließlich wurde eine Lösung gefunden: Eine Mahlfeier. Und so gab Pastor Woodruff zwei Wochen vor der Mondfahrt bei einer Abendmahlfeier Aldrin Brot und Wein mit. In Plastik eingeschweißt packte er sie in sein "personal preference kit", zu den wenigen persönlichen Dingen, die Platz in der Mondfähre hatten.
Kurz bevor Armstrong und Aldrin als erste Menschen den Mond betraten, wandte Aldrin sich an die Weltraumbehörde NASA: "Ich bitte um einige Momente Stille und lade alle, die zuhören, wo sie auch sind, wer sie auch sind, zu einer kurzen Unterbrechung ein, um die Ereignisse der vergangene Stunden zu betrachten und Dank zu sagen." Der Astronaut las still im Johannesevangelium: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben", dann nahm er Brot und Wein zu sich und betete für die Mond-Mission. Eigentlich hatte er auch über Funk laut beten wollen – davon wurde ihm jedoch abgeraten. Die NASA wollte nicht noch eine Klage riskieren: Ein Atheist hatte gegen die Behörde geklagt, da die Astronauten der Apollo-8-Mission bei ihrer Mondumrundung 1968 eine christliche Weihnachtsbotschaft über den Äther schickten. Aber auch so war es ein starkes Zeichen: Das erste, was Menschen auf dem Mond zu sich nahmen, waren Wein und Brot des Abendmahls, und vor dem großen Schritt für die Menschheit stand das Gebet.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Auch wenn Aldrin im Nachhinein selbstkritisch überlegte, ob ein christliches Ritual angemessen war für ein Projekt, das die ganze Menschheit angeht – die Bedeutung seines Symbols ist auch Jahrzehnte danach noch eine große Botschaft: "Ich konnte mir damals keinen besseren Weg vorstellen, um die Größe der Erfahrung der Apollo-11-Mission zu zeigen, als Gott zu danken. Ich habe gehofft, dass die Menschheit sieht, dass über kleine technische Errungenschaften hinaus eine tiefere Bedeutung in der Mondlandung liegt. Eine große Herausforderung, das menschliche Bedürfnis, zu entdecken was über uns ist, was unter uns ist, was da draußen ist."