Der Papst macht am liebsten zuhause Urlaub

Franziskus, der Stadtneurotiker

Veröffentlicht am 24.07.2016 um 15:46 Uhr – Von Thomas Jansen (KNA) – Lesedauer: 
Papst

Vatikanstadt ‐ Wo macht ein Mann Urlaub, der dienstlich die ganze Welt bereist? Daheim. Papst Franziskus hält es jedenfalls so. Einmal hat er es zwar mit einer Ferienreise probiert, doch das Experiment ging schief.

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Privat allerdings lässt der Papst aus Argentinien es gemütlicher angehen; da bleibt er am liebsten dort, wo er ist - im Vatikan. Auch in diesem Jahr verzichtet der 79-jährige auf einen Urlaub außerhalb Roms. Selbst angesichts der römischen Sommerhitze zieht er sein Drei-Zimmer-Appartement im Gästehaus Santa Marta der päpstlichen Sommerresidenz im kühleren Castel Gandolfo vor. So hält er es seit seinem Amtsantritt.

Theologisch mag, wie manche immer noch sagen, kein Blatt zwischen Franziskus und seinen Vorgänger Benedikt XVI. passen. Als Urlauber liegen ganze Reisekataloge zwischen beiden. Benedikt XVI. verbrachte die Sommermonate als Papst stets in Castel Gandolfo in den Albaner Bergen südlich von Rom. In den ersten Jahren seines Pontifikats machte er zudem noch Urlaub in den Alpen, etwa in Brixen oder im Aosta-Tal. Im vergangenen Jahr hatte er erstmals seit seiner Rückkehr in den Vatikan im Mai 2013 Urlaub in der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo gemacht. Auf Einladung von Franziskus verbrachte er dort im Juli zwei Wochen. Ob der emeritierte Papst auch in diesem Jahr wieder einen Sommerurlaub in Castel Gandolfo verbringen wird, ist bislang noch nicht bekannt.

Reiseexperiment 1975: fehlgeschlagen

Nur einziges Mal hat der bekennende Großstadtmensch Franziskus in den vergangenen 41 Jahren ausprobiert, wie das ist, außerhalb von Buenos Aires Urlaub zu machen. Das war nach seiner Darstellung im Jahr 1975. Damals reiste er mit seiner jesuitischen Gemeinschaft. Die argentinische Landesgrenze überschritt er allerdings auch damals nicht. Und gefallen hat es ihm dieses Experiment offenbar auch nicht besonders. Seither verbrachte er seine Urlaube jedenfalls in der argentinischen Hauptstadt.

Papst Benedikt XVI. zog es im Urlaub oft in die Berge, wie etwa hier ins Aosta-Tal.
Bild: ©picture alliance / dpa

Papst Benedikt XVI. zog es im Urlaub oft in die Berge, wie etwa hier ins Aosta-Tal.

Urlaub machen ist für Franziskus keine Frage des Ortswechsels. Ihm reicht ein veränderter Tagesablauf. "Ich ändere den Rhythmus. Ich schlafe mehr, lese die Dinge, die mir gefallen, höre Musik, bete mehr. Das ist für mich Erholung", erklärte er im August 2014. Sein Zeremoniar und Vertrauter, Guillermo Karcher, verriet zudem, dass der Papst die freie Zeit auch nutze, um Kontakte zu seinen Freunden zu pflegen und Briefe zu beantworten.

Und so ganz von der Arbeit lassen kann er offenbar dann doch nicht. Nach Karchers Angaben bereitet Franziskus in den Sommermonaten auch Dokumente und Projekte für die kommenden Monate vor. Im vergangenen Jahr war klar, worum es sich hierbei handelte: die seinerzeit bevorstehende Bischofssynode über Ehe und Familie. Was ihn dieses Jahr beschäftigt, ist hingegen nicht bekannt.

Dienstreise nach Krakau

Zeit hat er jedenfalls. Seine Generalaudienzen und sonstigen offiziellen Termine sind bis Ende Juli ausgesetzt. Der einzige regelmäßige Termin in dieser Zeit ist das sonntägliche Angelus vom Fenster des Apostolischen Palastes aus. Eine längere Dienstreise steht allerdings auf dem Programm: Der Polen-Besuch anlässlich des 31. Weltjugendtags in Krakau Ende Juli. Hinzu kommt am 4. August ein Tagesausflug nach Assisi.

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Auch den urlaubsreifen Gläubigen gab Franziskus jüngst einen Tipp mit auf den Weg ins Ferienparadies: "Der Urlaub ist zum Entspannen und zur Regeneration des Geistes da", twitterte der Papst Ende Juni. Dies geschehe vor allem "durch die größere Ruhe, mit der man das Evangelium liest". Zugleich trat er etwaigen Befürchtungen entgegen, er könnte im Urlaub auch mit dem Beten für die Gläubigen pausieren. "In diesem Monat finden keine Audienzen statt, aber mein Gebet für euch wird nicht aufhören; und bitte, betet auch ihr für mich!", twitterte er Anfang des Monats.

Franziskus selbst nimmt seine notorische Urlaubsreise-Unlust mit Humor. Er habe eben einige Neurosen; eine davon sei, dass er zu sehr an seiner gewohnten Umgebung hänge, bekannte er. Ändern will er daran jedoch offenbar nicht. Er habe einmal ein interessantes Buch gelesen, erklärte er im gleichen Atemzug. Der Titel: "Freu dich, neurotisch zu sein!"

Von Thomas Jansen (KNA)