"Ich habe hohe Achtung vor den Leistungen"
Frage: Herr Weihbischof Peters, Sie werden als deutscher Sportbischof bezeichnet. Was bedeutet das eigentlich genau?
Peters: Ich bin in der Deutschen Bischofskonferenz für die Jugendarbeit des katholischen Sportverbands DJK zuständig. Irgendwann wurde das als Sportbischof abgekürzt. Es gibt vor allem bei jungen Menschen immer wieder Erstaunen: Wie, was - ein Bischof und Sport? Aber bei Kirche und Sport gibt es Schnittmengen: Es geht immer ganz zentral um den Menschen. Zu meiner Arbeit gehören beispielsweise der Austausch mit den Jugendverbänden und die Spitzengespräche der großen Kirchen mit Politik und Sportverbänden.
Frage: Haben Sie selbst eine Lieblingssportart?
Peters: Mein Kalender lässt es gelegentlich zu, dass ich mit dem Fahrrad an Mosel und Saar unterwegs bin. Was ich als Jugendlicher gerne mochte, auch wegen meiner Körpergröße, war Volleyball. Schwimmen liegt mir ebenfalls. Leichtathletik fasziniert mich in der ganzen Spannbreite. Ich habe hohe Achtung vor den Leistungen, die da auf engstem Raum, oft parallel im selben Stadion, von den Sportlern erbracht werden.
Frage: Was ist für Sie das Besondere an den Olympischen Spielen?
Peters: Das Miteinander der Sportler ist faszinierend. Wenn von den deutschen Seelsorgern, die die Athleten begleiten, Rückmeldungen kommen, höre ich immer wieder: Vor allem Wettstreit steht die Gemeinschaft. Das Völkerverbindende kommt bei den Spielen, so sie denn friedlich ausgetragen werden, immer wieder zur Geltung. Da erhoffe ich mir auch von Rio. Ich werde mir die Spiele jedenfalls im Fernseher anschauen.
Frage: Ist Rio de Janeiro angesichts der vielen sozialen Probleme ein guter Austragungsort für die Olympischen Spiele?
Peters: Ich war 2013 in Rio beim Weltjugendtag. Diese Stadt bringt es fertig, in jeder Hinsicht gastfreundlich zu sein. Wenn man sieht, wie sehr sich das Land wirtschaftlich überfordert, um diese Spiele auszurichten, kann man tatsächlich Fragezeichen setzen. Ich hoffe deshalb, dass Nachhaltigkeit ein Thema ist. Wir setzen uns mit den großen Hilfswerken dafür ein, dass die Spiele auch für die Menschen vor Ort etwas bringen, dass sie Perspektiven erhalten.
Frage: Einerseits wird ein Millionenpublikum fasziniert die Wettkämpfe verfolgen. Andererseits gab es heftige Widerstände gegen Olympia-Bewerbungen in Deutschland. Sehen Sie da einen Widerspruch?
Peters: Die Kampagnen für München, Berlin und Hamburg haben gezeigt: An den Menschen vorbei, die vor Ort leben und Betroffene dieser gewaltigen Aufwendungen sind, geht so etwas nicht. Ich sehe aber Chancen für sportliche Großereignisse, indem wir uns besinnen und von diesem Megatrend - alles noch besser, noch größer, noch teurer - wieder zu einer Normalität zurückfinden. Ich durfte bei Expertenrunden des Deutschen Olympischen Sportbundes zu den deutschen Olympiabewerbungen dabei sein: Dort gab es eine hohe Sensibilität für alle möglichen Fragen und Aspekte. In Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit zu diesen Vorüberlegungen ist aber nicht genug getan worden.
Frage: Könnten Sie sich vorstellen, dass in Deutschland Olympische Spiele ausgetragen werden, wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Dimensionen etwas herunterschraubt?
Peters: Darauf hoffe ich sogar - vielleicht, um auch mal als Besucher dabei zu sein. Die Zusage des IOC gibt es, Reformen anzugehen. Das sind hoffentlich nicht nur leere Versprechungen, sondern wirkliche Vorhaben.
Frage: Während im Fußball Spieler unterer Ligen ein gutes Auskommen haben, kommen in manchen Sportarten selbst Olympiasieger finanziell kaum über die Runden. Braucht es angesichts dieses Gefälles eine Art Solidaritätsausgleich zwischen den Sportarten?
Peters: Das ist ein guter Gedanke. Fußball rangiert in der oberen Ebene. Motorsport und Tennis folgen. Bei anderen faszinierenden Sportarten ist das leider nicht der Fall.
Frage: Welche Bedeutung haben die Paralympics, die im September folgen?
Peters: Die Paralympics verdienen die gleiche Aufmerksamkeit wie die Olympischen Spiele. Weil die Sportler mindestens genauso mit Elan und Freude am Start sind. Ich war 2012 bei den Special Olympics in München, den Nationalen Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung. Bei keinem anderen sportlichen Wettkampf habe ich so viel Freude erlebt. Was es da an Begeisterung gab - das war die olympische Idee pur.