Rose: Kirche muss Rolle in NS-Zeit aufarbeiten
"Nach dem Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus und des Kriegs wurden sehr schnell christlich-jüdische Gesellschaften gegründet, um Vertrauen zurückzugewinnen. Anders bei meiner Minderheit", sagte Rose am Donnerstag in Heidelberg. Dort sitzt der Zentralrat, dem Rose seit der Gründung 1982 vorsteht.
Die Rassegutachten der Nazis basierten laut Rose "sehr oft auf Angaben der katholischen Kirche". Bis ins 16. Jahrhundert seien Kirchenbücher und Taufregister durchsucht worden. Auf dieser Grundlage seien Menschen in die Konzentrationslager gebracht worden. Aus seiner eigenen Familie starben 13 Menschen. Rose berichtete von einem Versuch seines Vaters, den damaligen Münchner Kardinal Michael Faulhaber zur Hilfe für Sinti und Roma zu gewinnen: "Aber er wurde im März 1943 im Erzbischöflichen Palais in München von Faulhabers Sekretär abgewiesen."
Keine Antwort von Papst Benedikt XVI.
Rose fragte: "Was hat meine Kirche getan, als Hunderttausende Sinti und Roma - 'Schwestern und Brüder im Glauben' - der Verfolgung und Vernichtung ausgesetzt waren?" Auch Versuche, Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 um ein Gespräch über das Thema zu bitten, seien gescheitert. "Bis heute haben wir keine Antwort erhalten."
Mit Blick auf die Diskussion über Flüchtlinge nannte Rose es verantwortunglos, "Menschen in Staaten abzuschieben, wo es viele Mechanismen der Ausgrenzung und Apartheid gibt". Sinti und Roma seien in Ländern Südosteuropas wegen ihrer Abstammung chancenlos: "Sie werden gezielt ihrer Verelendung zugeführt." Das sei "das Gegenteil eines sicheren Herkunftslandes". Rose appellierte an die Bundesregierung, Einfluss geltend zu machen, um diesen Rassismus zu stoppen. Populistische und ausländerfeindliche Strömungen müssten aber auch in Ländern wie Italien und Frankreich bekämpft werden. (KNA)