Seelsorge auf Augenhöhe
Seitdem darf der 50-Jährige trotz Ehe, Familie und Zivilberuf bei Gottesdiensten assistieren, predigen, beerdigen, kurz: Seelsorger sein. Tätig ist er in seiner Pfarrei St. Nikolaus Münster-Angelmodde und als Fachberater Seelsorge bei der Feuerwehr Münster. Ein konkretes Berufungserlebnis hatte Damwerth nicht. "Es war ein Prozess", beschreibt er. Schon von Kindheit an sei er "in der Kirche unterwegs" gewesen. Außerdem engagierte er sich seit seinem 18. Lebensjahr in der Freiwilligen Feuerwehr. "Was Menschen im Innersten berührt, hat mich immer mit bewegt", begründet er.
Er sprach mit einem befreundeten Priester über sein Vorhaben
So wuchs der Wunsch, "mehr" zu machen, gerade in der Seelsorge. "Zwei Aspekte kamen zusammen: Als Diakon in unserer Gemeinde mitzuarbeiten, war für mich eine attraktive Aufgabe, und außerdem wollte ich mehr über meinen Glauben wissen", erinnert sich Damwerth. Hinterfragt hat er seine Entscheidung dennoch und sich im Gespräch mit einem befreundeten Priester vergewissert, dass auch der diesen Weg für sinnvoll hielt.
"Ich hatte und habe das Gefühl, dass ich als Diakon an meinem Platz bin", sagt Damwerth heute. Im Berufsleben sei er auf das Machbare fixiert. "Mit der Entscheidung für das Diakonat hat sich der Fokus auf das Denkbare verschoben", meint der früher selbstständige Tischlermeister, der heute als Sachverständiger arbeitet.
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"Diakone sind schräge Vögel, wir tragen eine Querstola“, sagt Peter Höfner und lacht. Gegenüber katholisch.de schildert Höfner, der im Erzbistum Freiburg für die Ausbildung der Ständigen Diakone zuständig ist, was den Beruf des Ständigen Diakons ausmacht.2008 begann der dreifache Vater seine Ausbildung. Nach dem Vorstellungsgespräch am Institut für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster (IDP) absolvierte er regelmäßige Ausbildungswochenenden und studierte "Theologie im Fernkurs" in Würzburg. Beide Teile der Ausbildung empfindet er als wertvoll. Am IDP sei sein Weihekurs zum Team zusammengewachsen. "Das war wichtig, denn die Ausbildung neben Familie und Beruf, das ist schon ein Stiefel", räumt Damwerth ein. Der Theologiekurs wiederum habe seinen Glauben bereichert: "Seitdem lebe ich ihn anders, das möchte ich – unabhängig von der Weihe – nicht missen."
Seine Entscheidung für die Weihe habe einige irritiert. "Sie fragten, ob es nicht gerade mir als Unternehmer schwer falle, Ehrfurcht und Gehorsam zu geloben", erinnert er sich, "aber ich wollte Verbindlichkeit." Durch sein Weiheversprechen fühle er sich getragen, "weil ich meinen Dienst in der Nachfolge von und in Zusammenarbeit mit anderen Seelsorgern leiste".
Nach der Weihe arbeitete Damwerth in der Pfarrei mit. 2014 erhielt er die Anfrage, ob er Fachberater für die Seelsorge der Feuerwehr werden wolle. Den Ausschlag für sein "Ja" gab seine eigene Mitgliedschaft. Die Themen waren ihm also vertraut. So berät er die Behörde und arbeitet im Team für psycho-soziale Unterstützung (PSU) mit. "Wir kümmern uns um die, die durch Erlebnisse oder die Herausforderungen des Dienstalltags belastet sind", beschreibt er seine Aufgabe. Nach Bedarf biete Damwerth auch 1-zu-1-Gespräche.
Flexibilität im Hauptberuf hilft
Um das leisten zu können, braucht er selbst Rückhalt. "Eine Weihe bedeutet ja nicht, dass man alle Wechselfälle des Lebens wegsteckt", erklärt er. Er suche Gespräche, außerdem helfe ihm sein Christsein: "Das ermöglicht vielleicht eine bessere Verarbeitung." Auch die Vereinbarung des Dienstes mit Familie und Beruf ist eine Herausforderung. "Da ich freiberuflich arbeite, bin ich zum Glück flexibel", sagt er. Er selbst muss die Prioritäten setzen – gar nicht einfach, schließlich empfindet er sich auch "als Diakon, wenn ich nicht im Dienst bin".
Seine Frau habe vor allem über seine lebenslange Verpflichtung nachgedacht – zum Beispiel dürfte Damwerth im Falle ihres Todes nicht erneut heiraten. "Doch sie hat das Diakonat mitgetragen, weil sie wusste, dass es für mich ein guter Weg ist", schildert er. Diesen würde er wieder wählen, weil die Entwicklung sein Glaubensleben intensiviert habe und Seelsorge Menschen gut tue. Männern, die ein Diakonat erwägen, rät er zu reiflicher Überlegung und Austausch. Dabei könne man sich fragen, ob man es in konkreten Situationen als gut empfunden hätte, Diakon zu sein, und ob man meine, dass einem am Lebensende ohne Diakonat etwas fehlen werde. Wichtig sei, Teil einer Gemeinde zu sein. "Für mich wäre dieser Dienst ohne gemeindlichen Bezug unvorstellbar", betont Damwerth.
So eingebunden, geht er auch mit Kritik an der Kirche um. "Unberechtigte Vorwürfe kontere ich, bei berechtigter Kritik sage ich, dass in der Kirche Menschen arbeiten, die Fehler machen." Kirchliche Strukturen hätten diese Fehler manchmal begünstigt, andererseits gäben sie vielen auch heute noch Halt und Sicherheit.
Die Spannungen des Alltags selbst erleben
Sicher fühlt sich auch Damwerth selbst, obwohl er in einem weltlichen Umfeld lebt und arbeitet. Gerade ein Diakon könne schließlich auf alle, gläubig oder nicht, unbefangen zugehen. Denn: "Ich erlebe im Alltag mit Beruf und Familie alle Spannungen und Widersprüche, von denen mir auch die Menschen berichten." Das sei das Entscheidende als Diakon. "Ich kann im Umfeld meiner Lebenserfahrung tätig werden" – in der Pfarrei ebenso wie in der Feuerwehr.