Notker der Stammler

06.04

Auch Selbstironie ist eine Tugend. Notker (um 840-912), der Sohn einer lokalen Adelsfamilie aus St. Gallen (heutige Schweiz) war mit seinem angeborenen Zahnfehler wohl keine Schönheit. Noch schlimmer war es, wenn er etwas sagen wollte, denn die Fehlstellung beeinträchtigte sein Sprachvermögen. Notker nahm es mit Humor und gab sich selbst den Beinamen "der Stammler". Der Adelssohn wurde im Benediktinerkloster St. Gallen erzogen und erhielt dort eine klassische Bildung. Später wurde er Leiter seiner ehemaligen Schule und führte das Kloster zu großer Blüte. Nebenher war Notker dichterisch tätig und führte neue Formen in die mittelalterliche Dichtkunst ein. Er scheint aber auch gerne mal über andere gelacht zu haben: 883 verfasste er eine anekdotische Biografie über keinen geringeren als Karl den Großen. Notker starb am 6. April 912 und wurde 1513 seliggesprochen. Er gilt bis heute als Patron des Bistums St. Gallen.