Johannes (Johann)

13.09

Chrysostomus ("Goldmund") – dieser Beiname klingt süß und fast ein wenig märchenhaft. Doch Johannes (349/344-407) war der wohl wortgewaltigste Prediger der griechischsprachigen Christenheit. Er wurde als Sohn wohlhabender Eltern in Antiochia am Orontes (heute Türkei) geboren und erhielt höhere antike Bildung. Nach dem Tod seiner Mutter lebte er jahrelang streng asketisch als Einsiedler in den syrischen Bergen, bis ihn sein schwacher Gesundheitszustand zur Rückkehr zwang. Daraufhin wurde Johannes Kleriker in seiner Heimatstadt. Seine mitreißenden Predigten verschafften ihm so viel Einfluss beim Volk, dass Kaiser Arcadius ihn gegen seinen Willen zum Patriarchen von Konstantinopel ernannte. Der Asket verabscheute die Intrigen, Eitelkeiten und Sittenlosigkeit in der damals reichsten Stadt des römischen Reichs. Johannes disziplinierte seinen Klerus, betrieb Armenfürsorge und kritisierte offen die Mächtigen. Daraufhin wurde der unliebsame Prediger gleich zweimal verbannt und starb entkräftet am 14. September 407 in Komana (heute Türkei). Johannes Chrysostomus hinterlässt ein zweischneidiges Erbe: In drastischen Bildern rechtfertigte er Gewalt gegen Juden als verdiente Strafe Gottes und wurde so zu einem Weichensteller des christlichen Antijudaismus. Gleichzeitig trug der Kirchenvater maßgeblich zur Weiterentwicklung der frühchristlichen Theologie bei. Besonders die orthodoxe Kirche verehrt ihn als einen der "drei heiligen Patriarchen".