Gerald (Gerold, Giraud, Géraud),
Die mittelalterliche Gesellschaft setzte sich aus streng getrennten Ständen und festgeschriebenen sozialen Rollen zusammen – doch dieser Heilige passte in keine Schublade. Gerald von Aurillac (um 855-909) kam als Sohn eines einflussreichen Lehnsherrn im südfranzösischen Aurillac zur Welt. Obwohl er ein kränkelndes Kind war, erhielt er zunächst die standesgemäße Ausbildung eines zukünftigen Herrschers, wurde also in den schönen Künsten, im Jagen und Bogenschießen unterwiesen. Doch als der von Akne gezeichnete Gerald auch noch zunehmend erblindete, schwenkten seine Eltern um und bereiteten ihn auf eine Vorbereitung zum kirchlichen Amt vor. Nachdem Gerald seinem Vater nachgefolgt und sogar den Ehrentitel eines Grafen erhalten hatte, wollte er einen Mönchsorden gründen. Sein geistlicher Berater Gausbert, der spätere Bischof von Rodez, riet ihm jedoch davon ab. Er solle stattdessen seine soziale Stellung als Laie für die Botschaft des Evangeliums nutzen. Gerald nahm ihn beim Wort: Er war seinem König ein treuer Verbündeter und seinen Untertanen gegenüber freigiebig. Im Jahr 899 ließ er eine Abtei errichten, in dessen Schule auch einmal der spätere Papst Silvester II. unterrichtet werden sollte. Der selbst asketisch lebende Graf starb am 13. Oktober 909 und wurde in der von ihm gegründeten Abtei beigesetzt.