Hermann
Hermann der Lahme, ein Benediktinermönch aus Schwaben, war körperlich behindert, geistig aber ein Genie. Er war Geschichtsschreiber, Dichter, Musiker, Mathematiker und Astronom. Er starb am 24.September 1054 auf der Insel ReicheIm rauen Mittelalter wurden Kinder mit Fehlbildungen häufig ausgesetzt und sich selbst überlassen. Hermann (1013-1054) aber, der wohl von Geburt an körperlich behindert war, hatte Glück – seine adligen Eltern übergaben ihn dem Kloster Reichenau. In diesem Zentrum der Gelehrsamkeit war Hermann in der Lage, seine intellektuellen Begabungen entwickeln. Dabei war er auf physische Unterstützung angewiesen, denn alleine konnte er weder gehen noch sich auf dem Bett umdrehen. Trotz allem leistete Hermann "der Lahme" (so sein eindeutiger Beiname) Erstaunliches: Mithilfe von Übersetzungen machte er arabisches und antikes Wissen über Astronomie und Mathematik seinen Zeitgenossen zugänglich. Naturgesetze waren für ihn Zeichen für die große Weisheit des Schöpfers. Erst durch seine Erklärungen setzten sich das Astrolabium (ein astronomisches Navigationsgerät) und der Abakus (ein Rechenschieber) in Europa durch. Damals gefürchtete Naturphänomene wie Sonnenfinsternisse versuchte Hermann durch verlässliche Zeitberechnungen zu plausibilisieren. Nebenher entwickelte er eine eigene Notentheorie und komponierte zahlreiche Musikstücke. Sein berühmtestes Werk stellt seine Weltchronik dar, die bis heute als eine der wichtigsten Quellen für das frühe Mittelalter gilt. Der große Gelehrte starb am 24. September 1054 und wird seit Jahrhunderten – trotz fehlender offizieller Heiligsprechung – als Glaubensvorbild verehrt.