Maria Anna Sala
Berufungen verlaufen häufig auf ungeraden Wegen und sind nur selten prestigeträchtig. Das erlebte auch Maria Anna Sala (1829-1891), die in sich verändernden Situationen immer wieder neu den Ruf Gottes wahrnahm und selbstlos darauf antwortete. Maria wurde als fünftes von neun Kindern in eine wohlhabende bürgerliche Familie geboren und wuchs zunächst im norditalienischen Brivio auf. Die Eltern sandten Maria ab 1840 in die Nähe von Mailand, wo sie eine höhere Mädchenschule besuchte. Geleitet wurde die Institution von den erst kurz zuvor gegründeten Marcellinen-Schwestern, die Maria nachhaltig prägten. Als sie im Jahr 1846 ihren Abschluss als ausgebildete Lehrerin machte, wollte Maria ihrer geistlichen Berufung folgen und den Marcellinen-Schwestern beitreten. Kurz darauf rief ihre Familie sie jedoch zurück nach Brivio. Ihre Eltern waren inzwischen verarmt und ihre erkrankte Mutter brauchte Hilfe. Zwei Jahre lang übernahm Maria den Haushalt und die Pflege. Gleichzeitig fand sie eine Möglichkeit, auch in dieser Situation ihrer Berufung zu folgen: In ihrer wenigen freien Zeit gab Maria Kindern Katechismusunterricht. Erst nachdem sich die familiäre Situation wieder verbessert hatte, konnte Maria zu den Marcellinen-Schwestern zurückkehren. Dort legte sie im Jahr 1852 ihre ewigen Gelübde ab und war als Schulschwester tätig. Sieben Jahre später wütete der Zweite Italienische Unabhängigkeitskrieg: Maria gab zwischenzeitlich das Unterrichten auf, um die zahlreichen Verwundeten zu versorgen. Im Jahr 1883 erkrankte Maria an einem Tumor am Kehlkopf, den sie von da an mit einem schwarzen Schal bedeckte. Ansonsten versuchte sie, trotz ihrer Krebsdiagnose weiter zu unterrichten. Im Oktober 1891 musste Maria ihre Arbeit niederlegen und starb nur einen Monat später am 24. November 1891. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1980 selig.