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Das Wort zum Sonntag vom 15.02.2014

"Liebe leben" gesprochen von Verena Maria Kitz (kath.)

Video: © Verena Maria Kitz

In Berlin, auf der Berlinale, sorgt der Film "Nymphomaniac" des dänischen Regisseurs Lars von Trier für einige Aufregung. Es geht um eine Frau, die sich als Nymphomanin, als sexsüchtig bezeichnet. Blanke Pornographie, schimpfen die einen. Andere schwärmen von tiefgehender Suche nach Sinn. In Rom, auf dem Petersplatz, gab es dazu gestern am Valentinstag ein ziemliches Kontrastprogramm. Fast 10.000 Paare haben sich da ewige Liebe versprochen. Und Papst Franziskus hat sie mit großer Freude gesegnet.

In diesem  Spannungsfeld, zwischen Hauptsache möglichst viel Sex, egal mit wem – oder Treue bis in den Tod stehen wir, wenn es um Liebe und Sexualität, um Ehe und Familie geht. Nach wie vor wünschen sich viele eine dauerhafte Partnerschaft in Treue und Geborgenheit, Hetero- genauso wie Homosexuelle. Gerade auch junge Leute. Gleichzeitig wird jede dritte Ehe geschieden, in Städten jede zweite.

Selbst bei Katholiken, die sich doch ewige Treue versprechen, sind die Zahlen kaum anders. Die katholische Morallehre zu Ehe und Sexualität hilft ihnen nicht. Sie finden sie zum großen Teil lebensfremd, ja übergriffig.  Das hat gerade eine große Umfrage des Vatikans gezeigt.  Die deutschen Bischöfe haben die Ergebnisse sehr offen bekannt gegeben.

Längst halten Sündenkataloge oder Verbote niemanden mehr zusammen. Umso mehr wollen die Leute wissen: Wie können wir das schaffen? Zusammen zu bleiben, auch unseren Kindern Halt zu geben? Und da erwarten sie sogar noch etwas von der katholischen Kirche. Die steht ja ein für lebenslange Treue, für die Ehe als Sakrament!

In der Bibel finde ich eine Szene, die mir eine Richtung zeigt: Jesus kommt da mit einer Frau ins Gespräch, die anscheinend gleich mehrere Männer hat. Er hört ihr zu, urteilt nicht gleich: Das ist gut oder schlecht, was du da machst, nimmt sie in ihrer Würde ernst. Und dadurch kann die Frau spüren: Was mache ich da überhaupt, mit mir, mit den anderen? Wonach sehne ich mich? Was stimmt nicht?

So ein Gespräch hilft: Wenn ich meine Ehe oder die Beziehung, in der ich lebe, mit etwas Abstand und ohne schnelle Wertung angucken kann. Wenn wir dann – ich weiß, wie schwer das oft ist – versuchen, miteinander zu reden: Wonach sehne ich mich, was verletzt dich? Wie gehen wir miteinander um? Wie ist das mit der Sexualität?

Solche Gespräche halten eine Beziehung am Leben! Und darin entdecke ich etwas davon, dass Gott dabei ist, wenn zwei Menschen zueinander Ja sagen!  Selbst wenn das oft schwer ist mit diesem Wust von Erwartungen und Enttäuschungen.

Menschen dabei zu helfen miteinander zu reden, das finde ich eine wichtige Aufgabe der katholischen Kirche. Die Ehe- und Sexualberatungsstellen und viele Seelsorger machen das großartig. Aber sonst hat meine Kirche in diesem Bereich vielen das Leben schwer gemacht. Hat ausgegrenzt, versucht, die intimsten Bereiche zu kontrollieren. Statt Menschen in ihrer Würde ernst zu nehmen und  in ihren Gewissensentscheidungen zu stärken. Das muss sich ändern.

Dann kann die Kirche auch wieder glaubwürdiger von der Liebe Gottes reden, die Ja sagt zu uns Menschen, ohne Wenn und Aber, und die uns hilft, zueinander Ja zu sagen.

Der Valentinstag gestern, der geht übrigens auf den heiligen Valentin zurück!  Er hat  Liebespaaren geholfen miteinander zu reden und hat ihnen den Segen Gottes gespendet. Diesen Segen Gottes, den wünsche ich auch Ihnen und den Menschen, die Sie lieben!