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Politik in der Sonntagspredigt? Klartext.

Wie politisch sollte Kirche sein? Und wie politisch muss sie sein? Pastor Christian Olding stellt sich einer alt bekannten und doch stets aktuellen Debatte.

Video: © katholisch.de

Das Video im Wortlaut

Wieviel Politik verträgt eigentlich eine Sonntagspredigt? Klar ist, dass es eine strikte Trennung zwischen Staat und Kirche gibt, und das ist gut so. Schließlich hat die Kirchengeschichte nur allzu deutlich gezeigt, wie schnell Kirche durch Geld und Macht in Versuchung geführt wird und wie leicht sie korrumpiert wird durch eine unnötige Nähe zur Politik. Außerdem liegt es gar nicht in der Kompetenz der Kirche, politische Entscheidungen zu treffen, weil ihr einerseits das fachliche Know-how fehlt und weil Kirche nie mit einer konkreten politischen und gesellschaftlichen Form zu identifizieren ist. Denn klar ist auch, dass die christliche Botschaft die Kirche immer wieder in Opposition zu Gesellschaft und zu Politik bringen wird. Und diese Freiheit und diese Unabhängigkeit muss sie sich bewahren. Das heißt aber auch, dass Kirche sich immer wieder profiliert äußern muss, wenn sie gesellschaftliche und politische Entwicklungen entdeckt, die nicht mit der christlichen Botschaft vereinbar sind. Und da gibt es für mich zwei herausragende Beispiele aus der NS Zeit: zum einen Kardinal von Galen, der ohne Rücksicht auf persönliche Konsequenzen sich gegen die Deportation von behinderten Menschen ausgesprochen hat. Und in gleicher Weise hat das Kardinal von Preysing getan, der die Grundrechte für alle Menschen einforderte – auch für die Juden – und sich damit gegen die Vergasung und Deportation und Vernichtung der Juden aussprach. Und genauso braucht es in unserer heutigen Zeit Menschen, die profiliert die christliche Botschaft gegen fehlerhafte politische Entwicklungen aussprechen. Und da braucht es mehr als politische Allgemeinplätze von wegen: Es braucht mehr Mitmenschlichkeit, mehr Einsatz für die Armen, mehr Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung… Das sind Botschaften, die wahrlich niemanden herausfordern, weil sie allgemein zustimmungsfähig sind. Es braucht klarere, profiliertere Äußerungen, die sich gegen konkrete, gesellschaftliche Fehlentwicklungen wenden, und das braucht und hat auch seinen verdienten Platz in der Sonntagspredigt.

Im Video-Format von katholisch.de wird Klartext gesprochen, statt um den heißen Brei herumgeredet. Pastor Christian Olding aus dem Bistum Münster kommentiert alle zwei Wochen dienstags auf katholisch.de aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft. Olding macht dabei auch vor heiklen Themen nicht Halt. "Nur zu Weihnachten in den Gottesdienst?", "Christen und die Willkommenskultur?" oder "Die Rolle der Frau in der Kirche?" Mit "Klartext" gibt es neben dem "Standpunkt" ein weiteres starkes Meinungsformat auf katholisch.de.