AfD-Chefin: Kirche macht Fehler wie zur Nazizeit
Wenige Tage vor Weihnachten hat die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel, die Kirchen ungewöhnlich scharf kritisiert und ihnen Fehler wie zur Nazizeit vorgeworfen. "Wir wissen mittlerweile, dass die Amtskirchen, egal ob evangelisch oder katholisch, durch und durch politisiert sind", sagte sie dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Die Trennung von Staat und Kirche wird nicht mehr eingehalten. Damit spielen weite Teile der Kirchen bis auf wenige Ausnahmen genau die gleiche unrühmliche Rolle, die sie auch im Dritten Reich gespielt haben."
Weidel sagte zugleich, die AfD sei "die einzige christliche Partei, die es noch gibt". In der CDU spielten christliche Werte dagegen "keine Rolle mehr". Die einstige Vorsitzende der Gruppe Christen in der AfD, Anette Schultner, hatte die Partei allerdings im Oktober verlassen und dies mit der "Radikalisierung der AfD" begründet.
Die Deutsche Bischofskonferenz reagierte auf die Aussagen Weidels mit einem knappen Statement. "Die Polemik von Frau Weidel kommentieren wir nicht. Wir wünschen Frau Weidel eine licht- und erkenntnisreiche Weihnacht", sagte deren Sprecher Matthias Kopp katholisch.de.
Kirchen hatten vor der AfD gewarnt
Die katholische wie die evangelische Kirche haben wiederholt vor der AfD gewarnt, vor allem vor ihrer Flüchtlingspolitik. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge sagte im Mai: "Ich kann mich als Christ nicht in einer Partei engagieren, die Ängste dramatisiert, Misstrauen sät und Ausgrenzung predigt." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sprach im Januar diplomatischer von einer "roten Linie" für Christen. Diese sei erreicht bei "Ausländerfeindlichkeit, Verunglimpfung anderer Religionsgemeinschaften, bei einer Überhöhung der eigenen Nation, bei Rassismus, Antisemitismus, bei Gleichgültigkeit gegenüber der Armut in der Welt", so Marx.
Unter den Nationalsozialisten hatten Kirchenvertreter dagegen sehr uneinheitlich agiert. So gab es zahlreiche Bischöfe und Priester die öffentlich gegen das NS-Regime, gegen Menschenrechtsverletzungen und zum Schluss auch gegen Krieg und Völkermord eintraten. Trotzdem werfen Kritiker der Kirche bis heute insgesamt eine zu defensive Haltung vor. Kritisiert wird etwa das sogenannte Reichskonkordat von Juli 1933 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich, das das Verhältnis zwischen Nazi-Deutschland und dem Heiligen Stuhl regeln sollte. Unterzeichner auf kirchlicher Seite war Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. Beobachter sprachen damals von einem "Pakt mit dem Teufel". (bod/dpa)
21.12.2017, 12.26 Uhr: Ergänzt um das Statement der Bischofskonferenz