Als die Taufe noch nicht langweilig war
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Impuls von Christoph Kreitmeir
Sie kennen sicherlich den Ausspruch "Mit allen Wassern gewaschen...", oder? Dieser Begriff kommt ursprünglich aus der Sprache der Seeleute und meint, dass einer die Wasser der sieben Weltmeere befahren hat, also viel herumgekommen und erfahren ist. Im Laufe der Zeit entwickelte sich auch ohne Seemannsgarn eine andere Bedeutung heraus: so jemand ist durchtrieben, kennt alle Tricks, hat es faustdick hinter den Ohren, ist gerissen und abgebrüht.
Die beiden Hauptpersonen der Stelle im Lukasevangelium, um die es heute geht, Johannes der Täufer und Jesus von Nazareth, sind da ganz andere Zeitgenossen. Sie hauen niemanden übers Ohr – sie öffnen den Menschen Ohren und Herzen. Sie führen niemanden hinters Licht – sie weisen auf das Licht hin und Jesus selbst wird zum Lichtträger schlechthin. Für sich holen sie nicht alles raus, sondern das Wohl des anderen steht obenan.
Johannes der Täufer, wie der Name schon sagt, tauft mit Wasser. Jesus von Nazareth lässt sich von ihm taufen und dabei geschieht Unglaubliches: der Himmel öffnet sich, taubengleich kommt der Geist Gottes auf ihn herab und eine ganz besondere Stimme spricht wohlwollend und wohlgefällig von Liebe und Sohnschaft.
Taufe damals. Da war noch was los. Da war Religion noch nicht langweilig.
Taufe heute. Meist Babytaufe. Familienfest mit kirchlichem Sahnehäubchen. Das Wichtigste, die geistige Geburt eines Menschen und das lebenslange Mit-Jesus-befreundet-sein-dürfen, werden kaum noch wahrgenommen. Weil die Oma es will, weil es sich irgendwie gehört, weil vielleicht ein magischer Segen das Kind vor Unheil schützt und andere weniger geistvolle Gründe haben da nicht selten die Oberhand.
Es gibt sie aber auch, die anderen ... Die Menschen, die ihr Christsein bewusst neuentdecken, wiederbeleben und öffentlich bezeugen wollen. Die Menschen, denen das Äußere weniger wichtig, denen dafür aber die innere Kraft des christlichen Glaubens von Bedeutung ist. Für sie ist die Taufe die sich öffnende Eingangstür zu einem anderen Leben, das mit Gottes Hilfe und Begleitung Salz der Erde und Licht der Welt werden kann.
Taufen kommt von tief eintauchen ins Wasser, in die Tiefe gehen. Das war der Weg Jesu und wer auf ihn getauft ist, der geht mit ihm in die Tiefe, überlebt so manche Gefährdung und wird aus der Taufe gehoben in die Höhe der Auferstehung. Taufe – Sinnbild eines Lebens mit Tiefgang, das überhaupt nicht langweilig ist – Gott sei Dank!
Evangelium nach Lukas (Lk 3, 15-16.21-22)
In jener Zeit war das Volk voll Erwartung, und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.