Andrea Schwarz über "Mariä Lichtmess" und deren Bedeutung

Als Weihnachten noch 40 Tage dauerte

Veröffentlicht am 02.02.2018 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
Kirchenjahr

Osnabrück ‐ Noch vor 50 Jahren endete die Weihnachtszeit erst am 2. Februar. Warum das nicht mehr so ist und was "Mariä Lichtmess" für uns heute bedeuten kann, beschreibt Autorin Andrea Schwarz für katholisch.de.

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In einigen Kirchen und manchen Familien ist es noch Tradition: Krippe und Weihnachtsbaum bleiben bis zum 2. Februar stehen. Das ist auch bei mir so. Zugegeben - es ist ein wenig unpraktisch, der Baum nadelt inzwischen bedenklich und der Abholtermin der Jugendfeuerwehr für ausgediente Christbäume ist auch schon lange vorbei.

Aber früher ging die Weihnachtszeit im offiziellen Festkreis der katholischen Kirche bis zu diesem Tag, an dem das Fest "Mariä Lichtmess" begangen wird, wie es umgangssprachlich oft genannt wird. Man feierte Weihnachten vierzig Tage lang, und dieses Fest war der offizielle Abschluss. Das Evangelium, das an diesem Tag im Gottesdienst gelesen wird, erzählt davon, wie Josef und Maria ihr Kind in den Tempel bringen. Deshalb hieß das Fest bis zum 5. Jahrhundert auch "Fest der Begegnung" - Jesus begegnet das erste Mal dem Tempel, dem Haus seines Vaters. Dann wandelte sich der Name zu "Mariä Reinigung", denn Maria erfüllte die damalige Vorschrift, dass eine Frau 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes ein Opfer darbringen musste und vom Priester wieder für "rein" erklärt wurde. Aufgrund der Aussage des greisen Simeons im Evangelium: "... meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel" entwickelte sich der Brauch, an diesem Tag Kerzen zu weihen und Lichterprozessionen durchzuführen - und so sprach man dann einfach von "Mariä Lichtmess", der "Lichtermesse der Maria".

Ende 1960er Jahre wurde das Ende der Weihnachtszeit vorverlegt

Mit der Liturgiereform Ende der 1960er Jahre wurde das Ende der Weihnachtszeit auf das Fest "Taufe des Herrn" vorverlegt und das Fest am 2. Februar offiziell umbenannt in "Darstellung des Herrn" - Jesus wird in den Tempel vor Gott gebracht ("dargestellt"). Damit wollte man auch zum Ausdruck bringen, dass es kein Marienfest, sondern ein "Christusfest" ist. Aber für viele blieb es einfach bei "Mariä Lichtmess" - und dabei, dass Weihnachtsbaum und Krippe eben so lange stehen bleiben.

Das alles zu wissen, mag ja ganz nett sein - aber was fangen wir jetzt damit an? Naja, als allererster Gedanke kam mir, dass wir heute immer noch vierzig Tage Weihnachten feiern, wir fangen nur schon Ende November damit an und hören ziemlich direkt nach Neujahr wieder auf. Und das finde ich eigentlich schade. Denn ist es ein guter Brauch, dass man Feste nach-, aber nicht vorfeiert - und wir haben den Advent dabei verloren.

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Video: © katholisch.de

Der Bonner Stadtdechant Wilfried Schumacher erklärt das Fest Darstellung des Herrn im Tempel, auch Mariä Lichtmess genannt.

Was ich jetzt an diesem Fest wirklich bemerkenswert finde: Die Geburt Jesu war ja nun alles andere als gewöhnlich - da kommt ein Engel zu Maria und verkündet ihr, dass sie einen Sohn empfangen wird, ganze Heerscharen von Engeln erscheinen den Hirten - so im Lukas-Evangelium. Josef bekommt seine Anweisungen durch Engel in Träumen - und mag wohl etwas überrascht gewesen sein, als auf einmal die drei weisen Männer aus dem Osten mit kostbaren Geschenken vor der Tür stehen - so berichtet es Matthäus.

Außergewöhnlich und dennoch bescheiden

Alles eher außergewöhnlich - aber Maria und Josef dünken sich deshalb nicht etwas Besseres. Sie hätten ja auch sagen können: "Wir sind ausersehen - für uns gelten all die Regeln nicht, was man nach einer Geburt zu tun und zu lassen hat." Nein, sie befolgen treu die Vorschriften, sie reagieren nicht "abgehoben", sondern bleiben "auf dem Teppich", sie gehen diskret mit ihren Erfahrungen um, sind und bleiben in einem guten Sinne demütig. Sie reihen sich ein, beanspruchen keine Sonderbehandlung, tun das, was vorgesehen ist. Und vielleicht kann gerade dadurch erst das Außergewöhnliche möglich werden, dass der greise Simeon und die hochbetagte Prophetin Hanna in dem Kind das erkennen, was anderen verborgen bleibt.

Was ich für mich daraus lerne? Den Alltag und seine Routinen wert schätzen, das Gewöhnliche tun, damit Außergewöhnliches werden kann. Und eben nicht zu denken, dass ich aufgrund meines Glaubens schon etwas Besseres wäre... auch dann nicht, wenn bei mir noch Weihnachten ist, wenn es für alle anderen schon längst vorbei ist.

Von Andrea Schwarz

Die Autorin

Andrea Schwarz ist pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und gehört zu den meistgelesenen christlichen Schriftstellern unserer Zeit.