Amazonas-Synode: Umwelt statt "Viri probati"?
Die Umweltschäden durch Raubbau im Amazonasgebiet und deren soziale Folgen stehen im Mittelpunkt einer von Papst Franziskus einberufenen Bischofssynode. Das geht aus dem am Freitag im Vatikan veröffentlichten Vorbereitungsdokument hervor. Weiter erörtern die Synodenteilnehmer eine Stärkung der indigenen Bevölkerung, Ämter für Frauen in der Kirche und neue Wege, um einen Zugang der Gläubigen zur Messfeier sicherzustellen.
Eine Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt, wie sie im Vorfeld auch von einzelnen Bischöfen ins Spiel gebracht wurde, wird in dem Papier nicht ausdrücklich erwähnt. Allerdings heißt es: Es brauche auch "neue Wege, damit das Volk Gottes einen besseren und häufigeren Zugang zur Eucharistie haben kann". Die Bischöfe werden dazu ausdrücklich um Vorschläge gebeten, welche "Dienste und Ämter mit amazonischem Profil" geschaffen werden müssten.
Ökologischen Folgen für den ganzen Planeten
Franziskus selbst hatte im März 2017 im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" erklärt: "Wir müssen darüber nachdenken, ob 'Viri probati' eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können, zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden." Im Januar betonte auch der Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation, Beniamino Stella, dass man die Weihe von verheirateten, im Gemeindeleben bewährten Männern zu Priestern in bestimmen Regionen als mögliche Option prüfen wolle. Als Beispiele nannte Stella Amazonien und "einige entlegene Pazifik-Inseln". Im Amazonas-Gebiet sind die Folgen des Priestermangels besonders drastisch. Wenige Katholiken leben hier auf einer riesigen Fläche verteilt in oft extrem weit voneinander entfernten Gemeinden.
Das rund 16-seitige Dokument beklagt eine vom Menschen verursachte "schwere Krise" im Amazonasgebiet mit ökologischen Folgen für den ganzen Planeten. Eine unverhältnismäßig gewachsene Landwirtschaft, Bergbau und Abholzung schädigten den ökologischen Reichtum der Region und hätten negative soziale und kulturelle Folgen. Vor allem nennt das Papier die Ausbeutung von Indigenen, auch durch Menschenhandel und Prostitution. Zudem zerstöre ein als Fortschritt verbrämter "ungezähmter Neokolonialismus" die Identität der angestammten Kulturen.
Besonderes Gewicht will die Synode auf die Situation der rund 390 indigenen Völker Amazoniens legen. Es gelte, das "Recht auf Entwicklung, einschließlich der sozialen und kulturellen Entwicklung", mit dem Schutz der Identität der angestammten Bewohner und ihrer Gebiete zu verbinden. Themen sollen allgemein auch Ungerechtigkeit, Armut, Ungleichheit, Gewalt, Drogenhandel, und Diskriminierung von Migranten und Indigenen sein. Von den Beratungen über Amazonien, ein Gebiet von siebeneinhalb Millionen Quadratkilometern in neun Ländern, erhofft sich der Vatikan Impulse für die gesamte katholische Kirche und die Weltgemeinschaft.
Welche Art von offiziellem Amt kann der Frau übertragen werden?
Ein eigenes Augenmerk richtet das Vorbereitungspapier auf Frauen und ihre Gestaltung des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, religiösen und politischen Wandels. Angesichts ihrer "zentralen Rolle" im Leben der Kirche müsse sich die Synode mit der Frage befassen, "welche Art von offiziellem Amt der Frau übertragen werden kann".
Die für Oktober 2019 geplante Bischofssynode trägt den Titel "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". Das Gebiet Amazonien entspricht etwa dem Einzugsgebiet des Amazonas-Flusses in den Staaten Brasilien, Peru, Venezuela, Bolivien und Kolumbien. Es bedeckt fast die gesamte nördliche Hälfte des Kontinents Südamerika und zählt zu den wichtigsten Ökosystemen der Welt. (bod/KNA)