Wie sieht die Seelsorge der Zukunft aus?

Augsburger Domdekan: Kein kirchliches Vakuum auf den Dörfern schaffen

Veröffentlicht am 05.04.2019 um 12:12 Uhr – Lesedauer: 

Kempten ‐ Die Kirche steht vor großen Veränderungen – auch in einst katholischen Hochburgen wie Bayern. Für den Augsburger Domdekan Bertram Meier steht fest: Die Seelsorge muss nah an den Gläubigen bleiben – in Städten wie Dörfern.

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Trotz Priestermangels und Veränderungen der Bistumsstruktur will die Diözese Augsburg in den Dörfern kein "kirchliches Vakuum" schaffen. "Das Bistum möchte sich nicht aus der Fläche zurückziehen", sagte der Augsburger Domdekan Bertram Meier am Donnerstag in Kempten. Dafür sei die Unterstützung ehrenamtlicher Mitarbeiter durch hauptberufliches Personal sowie die Ergänzung von Angeboten in der Pfarrei durch solche der kategorialen Seelsorge nötig. Meier, der das Bischöfliche Seelsorgeamt im Bistum Augsburg leitet, äußerte sich in einem Vortrag zum Thema "Zukunft der Seelsorge – Seelsorge der Zukunft".

Die Seelsorge der Zukunft müsse individuell und dezentral sein und "angetrieben von einer spürbaren Menschenliebe", so Meier weiter. Er sei davon überzeugt, dass sie das Prinzip der Subsidiarität verfolgen müsse. Eine subsidiär aufgebaute Kirche setze auf das Wirken des Geistes Gottes. Dieser sei Ursprung von Kreativität und Charisma, welches die Kirche "nach der historischen Ablösung vom System der Volkskirche" dringend brauche. Die Seelsorge der Zukunft werde zudem missionarisch und ökumenisch sein. Mehr denn je sei heute in der Seelsorge die "Ökumene des gemeinsamen Zeugnisses der Christen" notwendig: "Konkurrenz war gestern – jetzt ist das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit gefragt!"

Letztverantwortung heißt nicht Alleinverantwortung

Meier wies darauf hin, dass nicht ausschließlich der leitende Pfarrer seelsorgerische Aufgaben erfüllen müsse. "Management" (Leitung) und "Leadership" (Führung) müssten nicht vereint sein. Ähnlich wie beim Einsatz von Verwaltungsleitern, die die Pfarrer in der Administration unterstützen, könne dieser gute Ansatz auch in der Pastoral Schule machen. "Die Letztverantwortung des Pfarrers heißt nicht gleichzeitig Alleinverantwortung", betonte er.

Laut dem Augsburger Seelsorgeamtsleiter stehe die Kirche intellektuell und sozial vor großen Herausforderungen. Seelsorger bräuchten besonders viel Zivilcourage. Wichtig sei außerdem die Solidarität mit den Armen und Bedrängten. "Seelsorge ohne Solidarität ist eine Farce. Seelsorge muss an die Peripherie gehen." (mal)