Entscheidung Mitte Januar erwartet

Bericht: McCarrick wird bald aus dem Klerikerstand entlassen

Veröffentlicht am 10.01.2019 um 13:04 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Im vergangenen Jahr hatte Theodore McCarrick wegen Missbrauchsvorwürfen noch freiwillig auf seinen Kardinalshut verzichtet. Nun droht ihm zudem die kirchliche Höchststrafe: der Verlust des Klerikerstandes.

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Die Entlassung von Ex-Kardinal Theodore McCarrick aus dem Klerikerstand steht kurz bevor. Die vatikanischen Ermittler hätten alle notwendigen Dokumente zusammengetragen und am vergangenen Wochenende an die zuständige Glaubenskongregation übergeben, berichtete die "Washington Post" am Mittwoch. Die Zeitung bezieht sich auf einen namentlich nicht genannten Informanten, der "mit der Ermittlung vertraut" sei.

Bei den im Vatikan vorliegenden Informationen handele es sich um Zeugenaussagen der drei Opfer McCarricks. Der emeritierte Erzbischof von Washington soll vor mehreren Jahrzehnten mindestens drei Minderjährige missbraucht und mehrere Priester und Seminaristen sexuell belästigt haben. Die Glaubenskongregation versuche nun durch einen schnellen Prozess "Zeit wett zu machen", so die Zeitung unter Bezugnahme auf eine andere Person aus dem Vatikan. Die Vatikanbehörde habe zuvor zu lange gewartet, um den kirchenrechtlichen Prozess zu beginnen.

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Bereits am vergangenen Samstag hatte das "Wall Street Journal" berichtet, dass der Vatikan eine Verurteilung des Ex-Kardinals und seine Entlassung aus dem Klerikerstand bis Mitte Januar vornehmen würde. Als Grund führte die Zeitung an, dass der Fall McCarrick nicht das vom Papst für den 21. bis 24. Februar einberufene Treffen der Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen weltweit im Vatikan überschatten solle.

Eine Entlassung aus dem Klerikerstand würde für McCarrick den Verlust aller kirchlichen Vollmachten und Ämter bedeuten, die in Zusammenhang mit dem Weihesakrament stehen. Er dürfte etwa weder als Geistlicher auftreten noch die Sakramente spenden und würde auch seinen Anspruch auf Unterhalt durch die Kirche verlieren. An den Zölibat wäre er jedoch weiterhin gebunden.

Der 88-Jährige steht im Zentrum des Missbrauchsskandals der US-Kirche und trat deshalb im Juli vergangenen Jahres aus dem Kardinalskollegium zurück. Derzeit lebt McCarrick auf päpstliche Anweisung abgeschieden in einem ländlichen gelegenen Kapuziner-Kloster im US-Bundesstaat Kansas. Von dort hatte er im Rahmen des kanonischen Verfahrens per Video-Übertragung über das Internet zu den Anschuldigungen gegen ihn Stellung genommen und erklärt, er könne sich an nichts erinnern. (rom)