Berliner Bischöfe: Spaltung der Gesellschaft durch Hass entgegentreten
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch und sein evangelischer Amtskollege Markus Dröge haben die Menschen in Brandenburg eindringlich zur Teilnahme an der Landtagswahl am 1. September aufgerufen. "Eine hohe Wahlbeteiligung und damit eine breite politische Meinungsäußerung sind wichtig. Sie stärken den Zusammenhalt der Gesellschaft, die die Auseinandersetzung um den besten Weg braucht. Und sie halten die demokratische Kultur lebendig, die darauf angewiesen ist, dass Menschen sich engagieren und einbringen", heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf des Erzbistums Berlin und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oberlausitz.
Zwar geben die beiden Bischöfe in ihrem Aufruf keine direkte Wahlempfehlung gab, gleichwohl appellieren sie, diejenigen Parteien zu stärken, "die für die weitere Ausgestaltung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Brandenburg eintreten, die Grundrechte unserer Verfassung stärken und die einer Spaltung unserer Gesellschaft durch Hass, rassistische Hetze und Ressentiments entgegentreten". Die Wahler sollten prüfen, wie die Parteien die Verantwortung für den Klimaschutz, nachhaltigere Lebensmodelle, gute Lebensbedingungen im ländlichen Raum, ein respektvolles und faires Miteinander und den sozialen Ausgleich wahrnähmen.
Verpflichtung zu einem wertschätzenden und achtsamen Miteinander
Koch und Dröge betonen in dem Aufruf, der an diesem Sonntag in allen Gottesdiensten in Brandenburg verlesen werden soll, dass Grundgesetz und christlicher Glaube forderten, "jedem Menschen, gleich welcher Herkunft, kulturellen Prägung oder Religion, eine unveräußerliche Würde zuzuerkennen". Daraus ergebe sich die Verpflichtung zu einem wertschätzenden und achtsamen Miteinander, das Menschen in allen Lebensphasen von der Zeugung bis zum Lebensende und in allen Lebenslagen in den Blick nehme. Aus dieser Grundhaltung erwachse "eine Offenheit und Hilfsbereitschaft für Menschen in Not, ohne die ein solidarisches Gemeinwesen und eine lebenswerte Gesellschaft nicht vorstellbar sind".
Bei einer von den beiden Kirchen organisierten Podiumsdiskussion mit Spitzenkandidaten und Experten am Donnerstagabend in Potsdam erklärte Dröge, dass die bevorstehende Wahl kurz vor dem 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer in einer "besonderen atmosphärischen Situation" stattfinde: "Auf der einen Seite die historisch ziemlich einmalige Geschichte einer friedlichen Revolution, die zu Freiheit und Demokratie geführt hat. Auf der anderen Seite Sorgen, wie die Zukunft der Heimat aussehen kann und soll." Koch mahnte: "Die Ausländer, die zu uns kommen, kommen als Menschen zu uns, die eine Würde haben – das dürfen wir nie vergessen." (stz/KNA)