Berliner Erzbischof will Gründe für Kirchenaustritt wissen
Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch will auch mit den Menschen in Verbindung bleiben, die aus der Kirche ausgetreten sind. "Bitte kommen auch Sie auf mich zu", sagte er in einem am Freitag veröffentlichten "Wort des Bischofs" für den rbb-Rundfunk. "Lassen Sie uns wissen, was Sie bewogen hat, aus der Kirche auszutreten", fügte Koch hinzu. "Keine Sorge: Natürlich nehmen wir Ihre Entscheidung ernst, dass Sie nicht mehr dazugehören wollen", betonte er. "Aber nur wenn wir wissen, warum Sie ausgetreten sind, können wir versuchen, aus unseren Fehlern zu lernen."
Den Austritt von mehr als 7.000 Katholiken im vergangenen Jahr in Berlin nehme er als verantwortlicher Bischof "sehr persönlich", erklärte Koch: "Die Zahl schmerzt mich auch, weil ich oft nicht weiß, warum sie ausgetreten sind." Er äußerte die Vermutung, dass es "die Missbrauchsfälle, die Kirchensteuer, eine schlechte Predigt, eine patzige Antwort bei der Anmeldung einer Beerdigung, ein von der Kirche nicht Beachtet- oder Respektiertwerden" seien. Laut Untersuchungen seien die Verbindungen zur Kirche über längere Zeit immer dünner geworden.
"Es bewegt mich sehr, wie viele hier die Kirche verlassen, wenn sie aus traditionell eher christlich geprägten Gegenden Deutschlands nach Berlin umziehen und sich hier in dieser Stadt anmelden", so Koch weiter. "Am meisten aber bin ich betroffen, wenn Ausgetretene mir erklären, dass Sie den Glauben an Gott und die christliche Botschaft verloren haben."
Zugleich dankte der Erzbischof allen, "die in der Kirche bleiben, die sich als Teil von Kirche verstehen, ihren Glauben leben und weitertragen". Die mehr als 320.000 Katholiken in Berlin seien "eine starke Gemeinschaft trotz allem". Wörtlich fügte Koch hinzu: "Manche stehen uns näher, manche definieren ihre Zugehörigkeit zur Kirche großzügiger, manche engagieren sich ehrenamtlich, wieder andere fühlen sich der Kirche nur verbunden, weil ihre Kinder einen Platz in einer unserer Kitas oder Schulen gefunden haben oder sie gute Erfahrungen mit Krankenhäusern, Altenheimen oder Beratungsstellen gemacht haben." Alle aber seien willkommen, betonte der Erzbischof. (KNA)