Besser als Datencloud: Wurzelkraft des Weinstocks
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Impuls von Schwester Birgit Stollhoff
Inzwischen sind wir alle vernetzt. Die Unternehmen global, Institutionen und Gläubige eher regional und natürlich die einzelnen Menschen persönlich über Gruppen und in den Sozialen Netzwerken. Ein neueres Bild für die digitale Vernetzung ist die Cloud, eine Datenwolke. Doch oft gibt diese Cloud die Daten als Geldregen an Unternehmen aus. Wenn das Produkt, das du nützt, dich nichts kostet, bist du das Produkt, so die alte Logik dieser Datenwolken.
Der Weinstock jedenfalls hat ausgedient. Oder nicht? Der Weinstock ist konkret, beschreibt ein lebendiges Wesen. Er wächst, vernetzt sich, liefert an seine Äste und empfängt von den Ästen und aus den Blättern Energie. Sein Ziel ist es, Frucht zu tragen, Anderen zu dienen. Die Cloud dient auch mit ihren Programmen, aber sie hortet die Daten für sich, generiert Wissen "nach Auftrag" und Auftraggeber.
"Bleibt in mir" – existentiell ist beim Bild des Weinstocks die Verbundenheit. Wichtig ist für alle, die Teil des Weinstocks Christi sind, dass sie sich nicht als Einzelkämpfer verstehen. "Im Reich Gottes gibt es keinen Self-made-man", hat der Jesuit und Märtyrer Alfred Delp bei seinen Exerzitien notiert. So gesehen erscheint der Weinstock als ein frommes Projekt: sich verbinden, Frucht tragen.
Und da wartet der nächste Irrtum, der entscheidende Unterschied zur Cloud. Ihn beschrieb der Jesuit Peter Faber schon vor 400 Jahren sehr zutreffend: "Bisher hast du mehr Trost an der Größe des aus der göttlichen Gnade erwachsenden Baumes gefunden, als in seiner Wurzel, in der doch all seine Kraft liegt. Du hast auf das Laubwerk geschaut, auf die Blätter, die Blüten und die Früchte", heißt es in seinem Tagebuch. Wir schauen immer auf die Früchte, wollen doch eher Leistung bringen. Laut Peter Faber ein Irrtum, denn die Blätter und Früchte sind in ständiger Veränderung. Dauerhaft Kraft und Halt gibt dagegen die Wurzel. "Nicht die Frucht wird dich zur Herrlichkeit dieses Baumes führen, sondern die Wurzel." Aus der Wurzel kommt die Kraft, die Energie.
So ist die Bibelstelle hier kein Imperativ, Gott ja die Treue zu halten, sich an die Gebote zu halten, Leistungen der Nächstenliebe und des Gebets zu erbringen. Es geht nicht um den besten "Gute-Werke-Ertrag", es wird kein bester Jahrgang prämiert. Sondern es ist eine Einladung, aus der Wurzel zu leben, denn "diese Wurzel wird eines Tages in der Herrlichkeit erstrahlen." Am Schluss, so die Pointe von Peter Fabers Text, "kehrt der Baum sich um: Die Wurzel kam zuoberst zu liegen, sie lässt alle Früchte herunterhängen und flößt ihnen ihre Wurzelkraft von oben nach unten ein." Am Schluss des Lebens kehrt der Baum sich um, entscheidend ist die Wurzel.
Wie sieht der eigene Baum aus, wenn ich ihn umdrehe? Wie sehen meine Wurzeln aus, woher nehme ich die Kraft?
Evangelium nach Johannes (Joh 15, 1-8)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.
Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.
Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.