Reformen müssten vom überlieferten Glauben ausgehen

Bischof Oster: Liberalisierung trägt in der Kirche keine Früchte

Veröffentlicht am 25.05.2019 um 10:51 Uhr – Lesedauer: 
Bischof Oster: Liberalisierung trägt in der Kirche keine Früchte
Bild: © KNA

Passau ‐ In der deutschen Kirche wird über Reformen von Lehraussagen diskutiert - auch um den sinkenden Katholikenzahlen zu begegnen. Bischof Stefan Oster ist da skeptisch. Denn substantielles Wachstum sehe er woanders.

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Der Passauer Bischof Stefan Oster sieht Forderungen nach einer Reform katholischer Lehraussagen mit Skepsis. Substanzielles Wachstum im Glauben beobachte er "deutlicher dort, wo die katholische Profilierung ausdrücklich zunimmt und gewollt ist", sagte Oster am Freitagabend bei einem Gottesdienst am fünften Jahrestag seiner Bischofsweihe in Passau. Dagegen kenne er "keinen einzigen Ort, wo Liberalisierung in diesem genannten Sinn fruchtbar wäre".

Der Bischof räumte ein, dass die Kirche "durch eine ihrer schwersten Krisen seit der Reformation vor 500 Jahren" gehe. Nicht zuletzt durch das Verbrechen des Missbrauchs seien das Vertrauen in die Kirche, ihre Lehre und viele ihrer Vertreter "fundamental erschüttert". Notwendige Reformen sollten jedoch zunächst vom überlieferten Glauben der Kirche ausgehen. Erst einmal müsse dessen gültige Formulierung bejaht verstanden werden. Erst dann könne auch kritisch über inhaltliche Weiterentwicklungen nachgedacht werden. Dass diese auf Ebene des Lehramts durchaus möglich seien, zeige sich etwa an der veränderten Haltung zu Religionsfreiheit und Todesstrafe.

In diesem Prozess, so Oster, gelte es aber zu unterscheiden, welche geforderten Entwicklungen zu einer echten Vertiefung des Glaubens führten und welche nicht. Viele der "heute gängigen Forderungen", vor allem auf dem Gebiet der Sexualität und dem Verhältnis der Geschlechter zueinander, würden das bisherige Menschenbild, Glaubens- und Kirchenverständnis so verändern, "dass uns letztlich eine neue Kirchenspaltung droht", warnte der Bischof. Zusammen mit vielen anderen beurteile er diese Forderungen eher als "Verfälschung" der Offenbarung denn als Weiterentwicklung.

Der 1965 im bayerischen Amberg geborene Stefan Oster wurde am 24. Mai 2014 von Kardinal Reinhard Marx im Passauer Dom zum Bischof geweiht. Mitkonsekratoren waren sein Amtsvorgänger Wilhelm Schraml und der emeritierte Erzbischof von Salzburg, Alois Kothgasser. Zuvor war Oster am 4. April durch Papst Franziskus zum Bischof von Passau ernannt worden. Oster ist ausgebildeter Journalist und trat 1999 in den Ordern der Salesianer Don Boscos ein. Bis zur Schließung der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Benediktbeuern im Jahr 2013 war er dort Professor für Dogmatik. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er Vorsitzender der Jugendkommission. (cst/KNA)