China zerstört weitere Marienheiligtümer
Rund einen Monat nach dem Abschluss eines "vorläufigen Abkommens" zwischen dem Vatikan und China hat die Volksrepublik zwei weitere katholische Marienwallfahrtsorte im Land zerstört. Einem Bericht des vatikanischen Pressedienstes "AsiaNews" zufolge zerstörten chinesische Behörden in den vergangenen Tagen die beiden Wallfahrtsorte "Unsere Liebe Frau der Sieben Schmerzen" in Dongergou und "Unsere Liebe Frau der Glückseligkeit", der auch als "Unsere Liebe Frau vom Berg" in Anlong bekannt ist.
Laut dem Bericht äußerten katholische Gläubige die Vermutung, dass der Abriss der beiden Heiligtümer mit der von der Regierung in Peking vorangetriebenen "Sinisierung" Chinas zusammenhänge, bei der die Religionen an die vorherrschende chinesische Kultur angepasst werden sollen. Für die Behörden gebe es in China "zu viele Kreuze" und "zu viele heilige Gemälde". Die Sinisierungskampagne der Regierung begann im vergangenen Februar mit neuen Regelungen für die Aktivitäten von Religionsgemeinschaften in China.
Behörden: Abriss wegen fehlender Baugenehmigung
In einem Video, das von "AsiaNews" veröffentlicht wurde, ist zu sehen, wie Bauarbeiter mit einem Kran Statuen von einem mutmaßlich katholischen Heiligtum entfernen; in einem anderen Video sind die Geräusche von Presslufthämmern zu hören, die den Angaben zufolge den Schrein Unserer Lieben Frau der Glückseligkeit zerstören. Dem Bericht zufolge haben die chinesischen Behörden den Abriss des Schreins damit begründet, dass die notwendigen Baugenehmigungen für das Heiligtum gefehlt hätten.
Linktipp: "Ein Abkommen zum jetzigen Zeitpunkt wäre heikel"
Wieder wird gemeldet, dass ein Abkommen zwischen China und dem Vatikan unmittelbar bevorsteht. Doch ein solches Abkommen berge für die chinesischen Gläubigen auch erhebliche Risiken, warnt die Sinologin Katharina Wenzel-Teuber. (Interview von September 2018)Das Tempo der Zerstörungen von katholischen Heiligtümern habe seit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen China und dem Vatikan zugenommen, hieß es weiter. Beobachtern zufolge hätten regierungstreue Katholiken eine Kampagne gestartet, um das Abkommen zu torpedieren.
Kardinal Zen bezeichnet Abkommen als "unglaublichen Verrat"
Der Vatikan und China hatten Ende September ein Abkommen über die Frage von Bischofsernennungen in dem Land geschlossen. Papst Franziskus erkannte acht regierungstreue Bischöfe an, die ohne päpstliche Zustimmung geweiht worden waren. Damit stehen erstmals seit mehr als 60 Jahren alle katholischen Bischöfe Chinas in Gemeinschaft mit Rom. Die Ernennung katholischer Bischöfe und die Anerkennung bereits amtierender regierungstreuer, aber ohne Zustimmung Roms geweihter Oberhirten waren zuvor ein entscheidendes Hindernis in der Annäherung beider Länder. Deren diplomatische Beziehungen sind seit 1951 unterbrochen.
Hongkongs Kardinal Joseph Zen Ze-kiun sprach nach dem Abkommen von einem "unglaublichen Verrat". Das Abkommen sei ein "großer Schritt hin zur Ausradierung der wahren Kirche in China", so der 86-jährige Kardinal, der von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong war. (stz)