Erzbistum zeigt sich erfreut – Umbau soll rund 60 Millionen Euro kosten

Denkmalschutzbehörde genehmigt Kathedralen-Umbau

Veröffentlicht am 16.02.2018 um 12:25 Uhr – Lesedauer: 
Denkmalschutzbehörde genehmigt Kathedralen-Umbau
Bild: © KNA
Erzbistum Berlin

Berlin ‐ Der geplante Umbau der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale hat eine wichtige Hürde genommen: Die Denkmalschutzbehörde erteilte die Genehmigung für das Vorhaben – und äußerte zugleich scharfe Kritik.

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Die Oberste Denkmalschutzbehörde des Landes Berlin hat am Freitag die Genehmigung für den geplanten Umbau der Berliner Hedwigs-Kathedrale erteilt. Nach einer intensiven Prüfung des Bauvorhabens unter Abwägung denkmalrechtlicher Belange und liturgischer Erfordernisse sei die Behörde zu dem Ergebnis gekommen, dass die denkmalrechtliche Genehmigung weitgehend zu erteilen sei, teilte die zuständige Senatsverwaltung für Kultur und Europa mit. Konkrete Angaben über die Auflagen machte sie nicht.

Entscheidend für die Genehmigung war nach Aussage der Behörde das verfassungsrechtlich garantierte Selbstbestimmungsrecht der Kirchen in Deutschland; das "denkmalrechtliche Erhaltungsinteresse" müsse dahinter zurücktreten. "Bei der umfangreichen Prüfung des Vorhabens war aus verfassungsrechtlichen Gründen zu berücksichtigen, dass die Bestimmung der gottesdienstlichen Belange allein durch die Kirche erfolgt und den Denkmalbehörden lediglich die Kompetenz zukommt, den Sachverhalt festzustellen und die beabsichtigten baulichen Maßnahmen in Bezug auf die geltend gemachten liturgischen Belange auf Plausibilität zu überprüfen", so die Behörde wörtlich.

Das Modell der Neugestaltung der Hedwigskathedrale Berlin.
Bild: ©katholisch.de

Der Siegerentwurf für die Neugestaltung des Innenraums der Hedwigkathedrale.

Deutlich äußerte die Senatsverwaltung ihr Bedauern über die Entscheidung der Denkmalschutzbehörde. Der geplante Umbau der Kathedrale sei "nicht nur für die Berliner Denkmalpflege äußerst bedauerlich", so die Behörde. Die massive Veränderung eines Denkmals wie der Hedwigs-Kathedrale und der "Verlust einer vollständigen Zeitschicht" seien tragisch. "Allerdings ändert dies im vorliegenden Fall nichts an der rechtlichen Zulässigkeit des vom Antragsteller verfolgten Begehrens", betonte die Senatsverwaltung.

Das Erzbistum Berlin reagierte dagegen positiv auf die Entscheidung der Behörde. "Das Erzbistum Berlin freut sich über diese Entscheidung und würdigt die sorgfältige Prüfung des Projekts und die Sensibilität im Umgang mit diesem für die katholische Kirche und das Land Berlin bedeutenden Vorhaben", erklärte Pressesprecher Stefan Förner. Die Hedwigs-Kathedrale sei die Haupt- und Bischofskirche des Erzbistums Berlin und zusammen mit dem Bernhard-Lichtenberg-Haus dessen sichtbare Mitte. Die Umgestaltung des Gesamtensembles sei dringend erforderlich und solle auf der Grundlage heutiger theologisch-liturgischer Erfordernisse in Angriff genommen werden.

Erzbischof Heiner Koch sieht im Umbau der Kathedrale ein zentrales theologisches Projekt des Erzbistums. "Christus ist die Mitte unseres Lebens", erklärt er in seinem Fastenhirtenbrief: "Deshalb wird der Altar, der Christus darstellt, in der Mitte unserer Kathedrale stehen." Die Gemeinde könne sich dann in konzentrischen Kreisen um den Altar versammeln.

Linktipp: "Was ist das da in der Mitte?"

Nur Sanierung oder doch komplette Neugestaltung? Die Debatte um die Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin wird seit fast drei Jahren emotional geführt. Doch die Besucher der Kathedrale bekommen davon wenig mit. Ein Ortsbesuch. (Artikel von April 2016)

Die Umbaupläne des Erzbistums sehen vor, die zentrale Bodenöffnung mit Freitreppe zur Unterkirche zu schließen, die der Architekt Hans Schwippert beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Bischofskirche 1960 angelegt hatte. Nach dem Entwurf des Fuldaer Architektenbüros Sichau & Walter und des Künstlers Leo Zogmayer soll stattdessen der Altar ins Zentrum des Rundbaus rücken. Dies ist nach Auffassung der Leitung und der meisten Gremien des Erzbistums notwendig, um nach den gegenwärtigen kirchlichen Vorgaben Gottesdienst zu feiern. Kritiker wenden dagegen ein, dass die Innengestaltung ein Denkmal von höchstem Wert darstelle und eine Sanierung ausreiche.

Das Erzbistum Berlin beziffert die Sanierungs- und Umbaukosten für die Kathedrale und das Bernhard-Lichtenberg-Haus auf rund 60 Millionen Euro. 20 Millionen Euro bringt das Erzbistum selbst auf. Weitere 20 Millionen Euro sind von allen 27 deutschen Diözesen zugesagt. 12 Millionen Euro stellen der Bund und 8 Millionen Euro das Land Berlin bereit. (stz)