Der Sklaverei den Garaus machen
Die moderne Sklaverei sei ein global wachsendes Verbrechen, gegen das die Kirche weltweit mobilisieren müsse, sagte der Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson, bei der Vorstellung der neuen Initiative am Dienstag im Vatikan. Nötig sei eine Bewegung "vom Bewusstsein zum Gebet, vom Gebet zur Solidarität und von der Solidarität zur konzertierten Aktion". Der Kampf gegen den Menschenhandel ist ein zentrales Thema im Pontifikat von Papst Franziskus. Ihm widmete er unter anderem die Botschaft zum katholischen Weltfriedenstag am 1. Januar 2015 mit dem Titel "Nicht mehr Knechte, sondern Brüder".
Deutsche Bischöfe ermutigen zur Teilnahme
Auch die deutschen Bischöfe wollen die Gläubigen ermutigen, sich an dem Tag zu beteiligen, wie sie in einer Mitteilung vom Freitag bekanntgaben. "Menschen zu verdinglichen und auf ihre wirtschaftliche 'Verwertbarkeit' zu reduzieren, ist ein unerträglicher Widerspruch zu ihrer von Gott verbürgten Würde. Der Menschenhandel ist eines der großen gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit, nicht nur in anderen Staaten, sondern auch bei uns in Deutschland", so der Vorsitzende der Migrationskommission, Bischof Norbert Trelle.
Vor allem in Form von Prostitution und sittenwidriger Arbeitsverhältnisse seien Menschenhandel und "sklavenähnliche Lebensverhältnisse" auch in Deutschland anzutreffen, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Kirche fühle sich verpflichtet, zum Kampf gegen diese Umstände beizutragen. "Ich bin dankbar für das vielfältige Engagement beruflicher wie ehrenamtlicher Art. Es reicht von der ganz persönlichen Beratung und Begleitung der Betroffenen bis hin zur anwaltschaftlichen Arbeit in der Öffentlichkeit und gegenüber staatlichen Stellen", so Trelle.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete es als eine Christenpflicht, dieser modernen Form des Sklavenhandels "durch Gebet, Solidarität und Helfen den Garaus zu machen". Schick appellierte am Freitag, sich am Weltgebetstag gegen Menschenhandel zu beteiligen. Auch in Deutschland könnten die Bürger mehr tun. So sollten etwa auf fair produzierte und gehandelte Waren achten und Prostitution ächten. Die Unterstützung kirchlicher Hilfswerke, die durch Aufklärung vor Ort dem Menschenhandel vorbeugten, sei ebenfalls ein Beitrag.
Weltweit etwa 21 Millionen Menschen betroffen
Laut einer Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation ILO sind weltweit 21 Millionen Menschen von Zwangsarbeit, Menschenhandel und moderner Sklaverei betroffen. Jährlich würden demnach durch Zwangsarbeit und Sklaverei über 150 Milliarden US-Dollar illegal erwirtschaftet. Gut die Hälfte der unmoralischen Gewinne wird laut ILO in Asien und dem pazifischen Raum erzielt. Direkt dahinter rangieren mit knapp 47 Prozent die EU und andere entwickelte Volkswirtschaften.
Die Deutsche Bischofskonferenz sieht den Arbeitsbereich Weltkirche einen wichtigen Schwerpunkt im Kampf gegen den Menschenhandel. So würden sowohl Projekte im Ausland unterstützt, als auch die Zusammenarbeit mit den Hilfswerken im Inland forciert. Im Jahr 2014 hat die Migrationskommission der Bischofskonferenz eigens eine Arbeitsgruppe gegründet. Dieser gehören die Deutsche Kommission Justitia et Pax, der Deutsche Caritasverband, das Hilfswerk Renovabis, die Frauenrechtsorganisation Solwodi und die Deutsche Bischofskonferenz selbst an. (Mit Material von KNA)
Von Kilian Martin