"Dieses Getränk des Satans ist köstlich"
Ob Latte Macchiato, Cappuccino, Espresso oder der gute alte Filterkaffee: Das koffeinhaltige Genussmittel aus gerösteten Bohnen gibt es in vielerlei Varianten und es gehört zweifelsohne zu den beliebtesten Getränken der Deutschen. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kaffee lag hierzulande zuletzt bei beeindruckenden 162 Litern im Jahr. Zum Frühstück, auf der Arbeit, beim Kaffeekränzchen – heute erscheint der Konsum des Heißgetränks wie selbstverständlich. Doch das war nicht immer so. Ein Papst hatte an der Verbreitung maßgeblichen Anteil.
Und wer hat's erfunden?
Um die Erfindung des Kaffees ranken sich manche Legenden. Prominent ist die Erzählung von Hirten, die im äthiopischen Hochland ihre Ziegen hüteten – bezeichnenderweise im damaligen Königreich Kaffa. Die Tiere fraßen eines Tages von einem Strauch mit weißen Blüten und roten Früchten. Anschließend sprangen sie die ganze Nacht aufgedreht umher und raubten den Hirten den Schlaf. Am nächsten Tag suchten die irritierten Männer Rat bei Mönchen in einem nahegelegen Kloster. Diese machten die Sträucher ausfindig und bereiteten aus den Früchten einen Aufguss zu. Fortan konnten sie bis tief in die Nacht wachen und beten.
Im neunten Jahrhundert soll sich diese Geschichte abgespielt haben. Eine andere Legende setzt noch früher beim islamischen Propheten Mohammed (um 570 bis 632) an. Dieser soll schwer erkrankt gewesen sein, als ihm der Erzengel Gabriel erschien und eine Tasse mit einer dampfenden, dunklen Flüssigkeit reichte. Der Prophet kostete davon, spürte sofort die belebende Wirkung des mysteriösen Getränks und kam schnell wieder zu voller Gesundheit.
Legenden sind Legenden. Tatsächlich aber liegen die Ursprünge des Kaffees wohl im südwestlichen Äthiopien. Von dort kam er im 14. Jahrhundert durch Händler nach Arabien; Handelszentrum war die Hafenstadt Mocha – nach anderer Schreibweise Mokka –, heute al-Mukha im Jemen. Das weltweit erste Kaffeehaus wurde wohl im Jahr 1511 im arabischen Mekka eröffnet. Im 16. Jahrhundert verbreitete sich der Kaffee dann im Osmanischen Reich und wurde in Ägypten, Syrien, Persien und der heutigen Türkei getrunken. In den Augen der westlichen Welt handelte es sich entsprechend um ein "Türkengetränk", das Genussmittel der "Ungläubigen".
Dennoch kamen um 1570 die ersten Säcke nach Venedig und der Kaffee wurde dort schnell zu einem beliebten Modegetränk. Die Geistlichkeit in der Handelsmetropole sah das zunehmend kritisch, da der Kaffeegenuss angeblich einen schlechten Einfluss auf die christlichen Europäer ausübte. Das wiederum brachte den Papst auf den Plan, der gebeten wurde, das Getränk zu verbieten. Clemens VIII. (1592 bis 1605) – so die Überlieferung – habe dem jedoch nicht nachkommen wollen, ohne das Heißgetränk einmal selbst probiert zu haben. So ließ er sich eine Tasse zubereiten und war auf Anhieb begeistert vom Geschmack des verpönten Genussmittels. "Dieses Getränk des Satans ist köstlich", soll er gesagt haben, "wir können es nicht den Ungläubigen überlassen." Nach dem Willen des Papstes sollte der Kaffee fortan zu einem "wahrhaft christlichen Getränk" gemacht werden.
Ein Hoch auf Papst Clemens VIII.
Ob sich diese überlieferte Geschichte tatsächlich so abgespielt hat, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären. Doch in der Tat trat der Kaffee ab dieser Zeit seinen Siegeszug im Westen an. Ob in Venedig, Bremen, Marseille, Amsterdam, London oder Wien: Überall in Europa eröffneten im 17. Jahrhundert Kaffeehäuser. Dass die Türken nach der Belagerung Wiens 1683 ihre Kaffeesäcke vergessen hätten und erst so die ersten Kaffeehäuser entstanden seien, gehört hingegen ins Reich der Legenden.
Wenn Sie also demnächst wieder Ihren Morgenkaffee genießen, macht es durchaus Sinn, die Tasse einmal auf Papst Clemens zu erheben. Ohne ihn hätte sich das Getränk möglicherweise niemals im Westen durchgesetzt. Und Tee mag nun mal nicht jeder.