Regensburger Musikhochschule bald mit Studiengang zu neuer geistlicher Musik

Domspatzen-Chef: Kirchenmusik eine der ganz großen Chancen für Kirche

Veröffentlicht am 07.08.2019 um 12:10 Uhr – Lesedauer: 

Ingolstadt/Regensburg ‐ Leere Kirchenbänke, immer mehr Austritte: Wie kann die Kirche heute noch Menschen begeistern? Für den neuen Chef der Regensburger Domspatzen, Christian Heiß, ist die Sache klar: In der Kirchenmusik liegt eine wesentliche Chance.

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Der künftige Regensburger Domkapellmeister und Leiter der weltbekannten Domspatzen, Christian Heiß (52), sieht in der Kirchenmusik "nach wie vor eine der ganz großen Chancen für die Kirche". Erfolg gebe es da, wo jemand begeistern könne, der komplett hinter dieser manchmal auch nervenaufreibenden Sache stehe, sagte Heiß dem "Donaukurier" (Dienstag). Das gelte gerade auch im Kinderchor-Wesen.

Heiß ergänzte, er setze als Chorleiter auf natürliche Autorität. "In meinen Chören hat nie jemand Angst gehabt. Das wäre für mich persönlich auch eine Katastrophe gewesen. Da lässt sich nicht gezielt und schön musikalisch arbeiten." Er stehe aber trotzdem auch für Disziplin. "Undiszipliniert lässt sich in keinem Feld irgendetwas erreichen, ob das der Sport ist oder sonst irgendetwas. Wir arbeiten aber immer gemeinsam auf ein Ziel hin."

Zur ab 2010 bekanntgewordenen Missbrauchs- und Gewaltproblematik bei den Domspatzen sagte Heiß, "in der Umfänglichkeit" hätten ihn die Enthüllungen "schon sehr entsetzt". Und weiter: "Als das bekannt wurde, habe ich mit großer Empathie Richtung Regensburg geschaut. Für das aktuelle Haus war die ganze Geschichte natürlich eine Katastrophe." Persönlich kenne er, der selbst Domspatz war, keine Fälle von Betroffenen.

Interesse an Mädchenchor in Regensburg "absolut da"

Der designierte Domspatzen-Chef fügte zum Thema Mädchen-Förderung hinzu: "Natürlich habe ich so etwas im Hinterkopf." Das grundsätzliche Interesse an einem Mädchenchor sei in Regensburg "absolut da". Die Domspatzen blieben indes ein Knabenchor. "Nein, das wird man nie mischen, das wäre nicht sinnvoll." Ansonsten nähme man den Domspatzen ihren Markenkern. "Und es ist vollkommen klar, dass mein Augenmerk erst einmal darauf liegt, dass der Knabenchor läuft und wir da noch etwas mehr Nachwuchs bekommen."

Der bisherige Eichstätter Domkapellmeister Christian Heiß wird zum 1. September Chef der Domspatzen. Er folgt auf Domkapellmeister Roland Büchner (65), der den Chor 25 Jahre lang als Nachfolger von Domkapellmeister und Papstbruder Georg Ratzinger geleitet hat.

Bild: ©Christian Klenk

Christian Heiß ist neuer Leiter der Regensburger Domspatzen.

ie Regensburger Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik ein Novum in ihrem Repertoire bekannt: Ab dem kommenden Wintersemester bietet sie den nach eigenen Angaben deutschlandweit ersten Master-Studiengang zum Thema neue geistliche Musik an. Damit reagiere die Hochschule auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte, die von der Kirchenmusik eine zunehmende Flexibilität bei Repertoire und instrumentaler Ausstattung erfordere, schreibt das Bistum Regensburg auf seiner Internetseite.

Schon lange halten Stilelemente des Pop und Jazz Einzug in die Kirchen und Gemeinden, wie es heißt. Der Wunsch nach einem individuellen Musikangebot bei Taufen, Trauungen oder Requien sei längst Alltag. Die Hochschule habe diese Entwicklungen bisher in einzelne Studienfächer wie Kinder- und Jugendchorleitung oder Popularmusik eingebettet. Mit dem neuen Master werde dieser Bereich professionalisiert und fester Bestandteil einer umfassenden kirchenmusikalischen Ausbildung, wie sie unter katholischen Ausbildungsstätten derzeit nur in Regensburg angeboten werde.

Umgang mit Stilelementen des Pop, Rock und Jazz intensivieren

Ziel sei es, die Fähigkeiten der Studenten im Umgang mit den Stilelementen des Pop, Rock und Jazz zu intensivieren. Dazu gehöre die Erweiterung des bisherigen Ausbildungsspektrums auf modernes Instrumentarium, Percussions und Gesangstechniken der Popularmusik. Songwriting, Arrangementbearbeitung sowie computerunterstützte Kompositionstechniken seien ebenso Bestandteile wie grundlegende Kenntnisse an Gitarre und Bassinstrumenten sowie die Beschäftigung mit Studio- und Beschallungstechnik.

"Das grundständige Kirchenmusikstudium erhält mit dem neuen Master-Studiengang eine Komplettierung, die den Kirchenmusiker vor Ort befähigt, sich in der vollen musischen Bandbreite - vom gregorianischen Choral bis hin zu Pop- und Jazzsongs - auf hohem Niveau zu bewegen", so Rektor Stefan Baier. Drei Professoren betreuten den neuen Studiengang: Neben den bereits für die Hochschule tätigen Dozenten Gerwin Eisenhauer (Schlagwerk) und Franz Prechtl (Klavier und Popularmusik) übernehme auch der Produzent, Komponist und Arrangeur Dieter Falk diese Aufgabe. (tmg/KNA)