Erstmals leitet ein Laie eine Kurienbehörde
Zum ersten Mal hat Papst Franziskus einen Laien zum Leiter einer Kurienbehörde ernannt. Wie der Vatikan am Donnerstag mitteilte, wird Paolo Ruffini (61) neuer Präfekt des vatikanischen Mediendikasteriums. Der bisherige Chef des katholischen TV-Senders TV2000 folgt damit auf Dario Vigano (56), der im März zurückgetreten war. Vigano zog damals die Konsequenzen aus einer Kontroverse über die selektive Veröffentlichung eines privaten Briefs des emeritierten Papstes Benedikt XVI.
Jurist und Journalist
Ruffini studierte Jura und ist ausgebildeter Journalist. Seit 2014 leitete er zuletzt mit dem Journalisten Lucio Brunelli den Sender TV2000 der Italienischen Bischofskonferenz. Dort kümmerte er sich vor allem um die administrative Leitung. Zuvor war Ruffini nach Stationen bei den Zeitungen "Il Mattino", "Il Messaggero" und dem staatlichen TV- und Radiosender Rai 3 für den privaten TV-Sender La7 tätig.
Seit Viganos Rücktritt hatte übergangsweise der Sekretär des Mediensekretariats, Lucio Adrian Ruiz (53), die Behörde geleitet. Ende Juni verfügte der Papst, dass das päpstliche Mediensekretariat in "Dikasterium für Kommunikation" umbenannt wird. Zweck scheint eine formale Angleichung an die Bezeichnung anderer Vatikanbehörden im Zuge der laufenden Kurienreform zu sein, ohne dass damit eine Auf- oder Abwertung verbunden wäre.
In der zentralen Medienstelle sind seit 2015 die zuvor selbstständigen vatikanischen Medien zusammengeführt. Unter den Labels Vatican News und Vatican Media organisiert sie die Verbreitung von Informationen über Papst und Kirche sowie von Bild- und Tonmaterial. Als letzter Teil der Medienreform steht noch die Integration der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" und des Vatikanischen Druckhauses in das Dikasterium aus.
Der bisherige Präfekt Vigano, ein in Brasilien geborener Geistlicher, war im März in die Schlagzeilen geraten und scharf kritisiert worden. Damals hatte Vigano kritische Passagen eines Briefes Benedikt XVI. zunächst der Öffentlichkeit vorenthalten und ein Foto des Briefes so verändert, dass die entsprechenden Zeilen nicht lesbar waren. In dem Brief begründet der emeritierte Papst, warum er zu einer Buchreihe zur Theologie von Papst Franziskus kein theologisches Vorwort schreibt.
"Antipäpstliche Kampagnen"
Neben anderen Verpflichtungen, die er bereits eingegangen sei, zeigt sich Benedikt in seiner Absage überrascht darüber, dass auch der deutsche Theologe Peter Hünermann unter den Autoren der Buchreihe ist. In seinem Schreiben an Vigano warf Benedikt Hünermann unter anderem "antipäpstliche" Kampagnen vor. Der Theologe habe in der "Kölner Erklärung" von 1989 auf heftige Weise die Lehrautorität des Papstes besonders in Moralfragen angegriffen. (gho/KNA)