Kölner Kardinal kritisiert nachlassende Flüchtlingshilfe

Flüchtlinge: Woelki über das "naive Gutmenschentum"

Veröffentlicht am 11.01.2018 um 16:20 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Köln ‐ Mehr als 60 Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht. Dennoch wollen viele Deutsche nicht mehr helfen, kritisiert Kardinal Rainer Maria Woelki - und startet einen Aufruf.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat dazu aufgerufen, in der Hilfe für Flüchtlinge nicht nachzulassen. "Die Flucht treten auf unserer Erde in diesen Tagen so viele Millionen Menschen an wie seit dem Grauen und der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs nicht mehr", sagte er am Donnerstag beim Internationalen Soldatengottesdienst zum Weltfriedenstag im Kölner Dom. Viele Menschen hierzulande wollten davon aber nichts mehr hören und ihre "Ruhe haben", weil sie meinten, es sei "genug jetzt mit dem Helfen" und dem "naiven Gutmenschentum", kritisierte der Erzbischof.

Derzeit seien laut Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks mehr als 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, etwa vor den Folgen des Klimawandels. Vermutlich sei dies "nur die Spitze eines Eisberges", so der Erzbischof vor rund 1.200 Soldaten. "Dass sich unter den Geflohenen immer auch das eine oder andere schwarze Schaf versteckt, das Böses im Schilde führt", sei "eine menschheitsgeschichtliche Realität", die aber nicht instrumentalisiert werden dürfe gegen die Hilfe für Notleidende. Auch dürfe die Not der Geflüchteten nicht gegen die Not bedürftiger Menschen hierzulande ausgespielt werden.

Woelki: Den Heiligen Drei Königen folgen

Woelki rief dazu auf, dem Beispiel der Heiligen Drei Könige zu folgen, die für den neugeborenen Heiland zu "Fluchthelfern" und damit zu Lebensrettern geworden seien. Kein Mensch, der Verfolgung, Terror und Gewalt ausgesetzt ist, dürfe vergessen werden - gleich von wem die Bedrohung ausgehe, "seien es IS-Kämpfer, gewaltbereite und verirrte Einzelkämpfer, menschenverachtende Hooligans oder perverse Biedermänner".

Zum Internationalen Soldatengottesdienst laden seit 1977 das Katholische Militärbischofsamt und die Katholische Militärseelsorge ein. Die Feier bezieht sich auf das jeweilige Leitwort des internationalen Weltfriedenstags, den die katholische Kirche am 1. Januar begeht. Das Motto lautet in diesem Jahr "Migranten und Flüchtlinge: Menschen auf der Suche nach Frieden".

Vor dem Dom protestierten rund 20 Aktivisten gegen den Gottesdienst. Sie zeigten Transparente mit dem Text "Krieg beginnt hier" und "Kardinal Woelki sei Dank: Gesegnete Soldaten kämpfen beichtfreudiger in illegalen Auslandseinsätzen". Auf einer Fotomontage war der Kardinal in Soldatenuniform, ein Weihrauchfass schwenkend, zu sehen. Verantwortlich zeichnete die Initiative "Unbelehrbare für Frieden und Völkerverständigung". (KNA)