Franziskus ruft zu Freiheit und Dialog auf
"Kuba ist ein Archipel, das in alle Richtungen schaut, mit einem außerordentlichen Wert als 'Schlüssel' zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West", sagte der Papst. Er betonte die Hoffnung auf eine weitere Normalisierung der Beziehungen zwischen Kuba und den USA, die er im vergangenen Jahr als Vermittler maßgeblich angestoßen hatte. "Ich ermuntere die verantwortlichen Politiker, weiter auf diesem Weg voranzuschreiten und alle Möglichkeiten zu entfalten", sagte Franziskus. Sie gäben damit vor der ganzen Welt ein Vorbild der Versöhnung.
Im Juli hatten die USA und Kuba nach mehr als 50-jähriger Unterbrechung wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen. Kurz vor der Papstreise kündigte das Weiße Haus eine weitere Lockerung des jahrzehntelangen Handelsembargos gegen Kuba an. Am Samstag bestätigte Washington ein Telefongespräch zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem kubanischen Amtskollegen.
Castro dankt für Vermittlung
Castro dankte dem Papst für seinen diplomatischen Einsatz. Das US-Embargo gegen Kuba, das dem Land schweren Schaden zufüge, bezeichnete er als "brutal, illegal und ungerecht". Trotz dieser Belastung bemühe sich Kuba um eine soziale und gerechte Gesellschaft. Castro forderte die Rückgabe der US-Enklave Guantanamo. Darüber hinaus griff er die herrschende Weltwirtschaftsordnung an. Diese sei ungerecht und fördere Kriege und Konflikte. Der Reichtum der Welt müsse gerechter verteilt werden "Wir wollen, dass die künftigen Generationen von uns Menschenwürde erben", sagte Castro.
Linktipp: Ein Vermittler auf Reisen
Mit seiner Ankunft in Havanna begann die Reise des Papstes nach Kuba und in die USA. Sie könnte seine bislang politischste werden. Mit Spannung wird erwartet, was Franziskus der Supermacht und einem der letzten verbliebenen kommunistischen Regime ins Stammbuch schreibt.Franziskus erinnerte in seiner Ansprache an den 80. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Republik Kuba und dem Heiligen Stuhl. "Heute erneuern wir diese Bande der Zusammenarbeit und Freundschaft, damit die Kirche das kubanische Volk in seinen Hoffnungen und seinen Sorgen weiterhin begleitet, in Freiheit und mit den notwendigen Mitteln und Freiräumen, um die Verkündigung des Reiches bis in die existenziellen Peripherien der Gesellschaft zu bringen."
In Havanna bereiteten nach Angaben des Vatikan 100.000 Kubaner dem Papst einen fröhlichen Empfang. Bei seiner Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt säumten sie die Straßen. Über ein mögliches Treffen des Papstes mit Kubas Revolutionsführer Fidel Castro (89) sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstagabend (Ortszeit), falls es stattfinde, dann vermutlich an diesem Sonntagabend.
Menschenrechtsorganisationen hatten noch kurz vor der Papstreise über anhaltende Verhaftungen von Oppositionellen und Repressionen gegen Regimekritiker berichtet. Die katholische Kirche kann in Kuba nur eingeschränkt arbeiten. Nach Vatikanangaben bekennen sich aber rund 60 Prozent der Kubaner zur katholischen Kirche. Kubanische Quellen nennen niedrigere Zahlen.
Treffen mit syrischer Flüchtlingsfamilie vor der Abreise
Während seines Flugs betonte Franziskus vor den mitreisenden Journalisten, die Welt dürste nach Frieden. Derzeit herrsche ein "Dritter Weltkrieg in Etappen". Das Treffen mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie, die von der vatikanischen Pfarrgemeinde Sankt Anna aufgenommen worden sei, habe ihn am Morgen bewegt und schockiert. "Man hat in ihren Gesichtern den Schmerz gesehen."
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Großgottesdienst auf dem Platz der Revolution
Am Sonntag um 15 Uhr deutscher Zeit feiert der Papst eine große Messe unter freiem Himmel auf dem Platz der Revolution in Havanna. Weitere Programmpunkte sind ein Besuch bei Staatspräsidenten Raul Castro, ein Gottesdienst mit Priestern und Ordensleuten in der Kathedrale der Hauptstadt sowie ein Treffen mit Jugendlichen. Am Montag reist Franziskus weiter in die 700 Kilometer entfernte Stadt Holguin, bevor er zu seiner dritten und letzten Station nach Santiago de Cuba aufbricht. Dort besucht der Papst unter anderem das Heiligtum der Jungfrau von El Cobre, den bedeutendsten Wallfahrtsort Kubas.
Am Dienstag reist Franziskus weiter nach Washington. Dort wird er als erster Papst vor dem US-Kongress in Washington sprechen. Weitere Höhepunkte sind eine Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York sowie Treffen mit Präsident Barack Obama. (kim/KNA)