50 Jahre nach dem Konzil sucht die katholische Kirche neue Wege

Glauben in Zeiten der Globalisierung

Veröffentlicht am 08.10.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bischöfe und Kardinäle bei der Eröffnung der Bischofssynode 2012 in Rom.
Bild: © KNA
Bischofssynode

Vatikanstadt ‐ Zum zweiten Mal in seinem Pontifikat hat Papst Benedikt XVI. die Bischöfe der Welt zu einer allgemeinen Bischofssynode nach Rom eingeladen. In den kommenden drei Wochen geht es bei den Beratungen um eine für die katholische Kirche im 21. Jahrhundert entscheidende Frage.

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Rund 260 Oberhirten sowie Ordensobere, weitere Experten und die Spitzen der Vatikanbehörden sprechen darüber, wie die Kirche den Glauben in der Ära der Globalisierung weitergeben kann.

Aus Sicht der Kirche ist es ein Zeitalter voller Gefahren, in dem immer mehr Menschen mit einer Flut von Informationen und Wahlmöglichkeiten leben und gleichzeitig immer seltener verbindliche Festlegungen im Denken und im Handeln kennen. Für einen Glauben, der ein verbindliches Ja zu Gott und zur Kirche voraussetzt, sind das denkbar schlechte Voraussetzungen.

Weitergabe des Glaubens stockt

Die weltweite Aufmerksamkeit für die Synode ist größer als bei der letzten Versammlung dieser Art: 2008 ging es um die Bedeutung der Bibel in der Verkündigung der Kirche. Die Beratungen der Synode mündeten damals in das Papstschreiben "Verbum Domini" (Das Wort des Herrn). Die Beachtung für die Synode und ihr Ergebnis hielt sich seinerzeit in Grenzen. Denn die gesteigerte Wertschätzung auch der katholischen Theologie für die Bibel als Grundlage des Glaubens war fast fünf Jahrhunderte nach Martin Luther weder neu noch umstritten.

Ganz anders ist es beim jetzt anstehenden Thema der Weitergabe des Glaubens. Schon bei den Vorarbeiten zur Synode wurde deutlich, wie dringend die Frage nach neuen Wegen der Verkündigung für die Kirche geworden ist. Die im Vorfeld von Synoden übliche Umfrage bei den Bischöfen in aller Welt ergab, dass im 21. Jahrhundert selbst in den alten Hochburgen (Südeuropa und Lateinamerika) und in den neuen Wachstumsgebieten der katholischen Kirche (Afrika und Asien) die Weitergabe des Glaubens an die jungen Generationen ins Stocken kommt. Der Generalsekretär der Bischofssynode, Erzbischof Nikola Eterovic sagte, die Säkularisierung betreffe vor allem die "westliche Welt", sie breite sich aber von dort über die ganze Welt aus.

Neuer Elan, neue Sprache

Und so müssen sich Papst und Bischöfe 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) auf Weltebene ähnliche Fragen stellen, wie sie bereits in den 1970er Jahren für weite Teile Europas galten. 1975 formulierte der damalige Papst Paul VI. drei drängende Fragen: "Was ist in unseren Tagen aus dieser verborgenen Kraftquelle der Frohbotschaft geworden, die fähig ist, das Gewissen des Menschen tief aufzurütteln? Bis zu welchem Grad und wie ist diese Kraft des Evangeliums imstande, den Menschen unseres Jahrhunderts umzugestalten? Welchen Methoden muss man bei der Verkündigung des Evangeliums folgen, damit es seine Kraft entfalte?"

Diese Fragen versuchte Paul VI. zehn Jahre nach dem Konzil in dem Schreiben "Evangelii nuntiandi" (Über die Evangelisierung in der Welt von heute) zu beantworten. Sein Aufruf, die Kirche müsse alle Kulturen der Menschheit und insbesondere die moderne Kultur mit dem Evangelium durchdringen, war anspruchsvoll, aber nur mäßig erfolgreich. Ähnlich erging es Papst Johannes Paul II., der eine Verkündigung forderte (und praktizierte), die mit neuem Elan, neuer Sprache und neuen Gesten auch viele junge Menschen begeisterte. Doch auch ihm gelang es nicht, die Ausbreitung der Glaubenskrise nachhaltig aufzuhalten.

Attraktive Tradition

Umso spannender ist die Frage, ob die Bischöfe in Rom bei ihrer Synode neue Ansätze und Wege finden. Schon jetzt ist absehbar, dass es dabei auch um eine Neubesinnung auf das Zweite Vatikanum und den "Katechismus der Katholischen Kirche" gehen wird. Benedikt XVI. wird nicht müde zu betonen, das Reformkonzil müsse im Licht der gesamten kirchlichen Tradition verstanden werden. Diese neu zu entdecken und sie so zu erschließen, dass sie auch für Menschen des 21.

Jahrhunderts anziehend und ansteckend wirkt, ist eine der größten Herausforderungen für die Bischofssynode - mit der zugleich auch ein weltweites "Jahr des Glaubens" eingeläutet wird.

Von Ludwig Ring-Eifel

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