Gründung findet am 7. Oktober statt

"Juden in der AfD": Scharfe Kritik an neuer Vereinigung

Veröffentlicht am 25.09.2018 um 15:55 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt/Berlin ‐ Jüdische Mitglieder der AfD wollen Anfang Oktober eine bundesweite Vereinigung gründen. Während das Vorgehen von verschiedenen Seiten scharf kritisiert wird, erklärt ein Gründungsmitglied, warum es eine solche Vereinigung geben muss.

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Vertreter jüdischer Gemeinden in Deutschland haben scharfe Kritik an der Gründung einer offiziellen Vereinigung "Juden in der AfD" geübt. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, äußerte in der "Bild"-Zeitung (Dienstag) Unverständnis dafür, "wie jüdische Menschen ihre Mitgliedschaft in einer solchen Partei vor sich selbst rechtfertigen können". "Die AfD ist und bleibt eine Partei, in der Antisemiten sich pudelwohl fühlen können", so Knobloch weiter.

Die AfD habe "seit ihrer Gründung entscheidend dazu beigetragen, die gesellschaftliche Debatte in unserem Land zu vergiften und antisemitische Ressentiments wieder salonfähig zu machen", so Knobloch weiter. Die AfD benutze Juden als "Feigenblatt für plumpen AfD-Rassismus", so Elio Adler vom Berliner Verein "WerteInitiative". Maram Stern vom Jüdischen Weltkongress warf der AfD vor "nicht mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes" zu stehen und offen gegen Minderheiten zu hetzen. Zudem sei sie religionsfeindlich, etwa wenn sie fordere, zentrale jüdische Traditionen wie das Schächten oder die religiöse Beschneidung zu verbiete. "Ich glaube nicht, dass man der AfD einen Koscherstempel geben sollte", sagte sie der Zeitung.

Nach den Worten des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, ist die AfD als Ganzes nicht antisemitisch, dulde aber antisemitische Ausfälle wie die Relativierung der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen.

"Muslimischer Judenhass thematisiert"

"Die AfD ist die einzige Partei der Bundesrepublik, die (...) muslimischen Judenhass thematisiert, ohne diesen zu verharmlosen", schrieb Gründungsmitglied Dimitri Schulz am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Eine "Masseneinwanderung junger Männer aus dem islamischen Kulturkreis" sei wegen deren "antisemitischen Sozialisation" jüdischem Leben in Deutschland abträglich. Jüdisch und AfD-Mitglied zu sein, sei kein Widerspruch, findet Schulz. "Dass sich in den Reihen der AfD einzelne tatsächliche Antisemiten (...) finden, leugnen wir nicht; nur wird in der öffentlichen Wahrnehmung der Einfluss dieser einzelnen Mitglieder maßlos überschätzt."

Der Kreis der "Juden in der Alternative für Deutschland", will sich nach Angaben der Partei am 7. Oktober in Offenbach gründen. Zur Gründungsveranstaltung werden die AfD-Bundesvorstandsmitglieder Beatrix von Storch und Joachim Kuhs erwartet. Laut Schulz sollen auch der hessische AfD-Sprecher Robert Lambrou und die ehemalige CDU-Abgeordnete Erika Steinbach ein Grußwort sprechen. (tmg/KNA/dpa)