Kardinal Marx: Jugendsynode ist keine Synode zu Sexualität
Kardinal Reinhard Marx hat sich gegen eine Konzentration auf Fragen der Sexualität bei der in Rom tagenden Jugendsynode gewandt. Es sei "keine Synode, die lehramtlich etwas über Sexualität äußern will". Im Mittelpunkt stünden die Begleitung von Jugendlichen und die Vermittlung der kirchlichen Lehre, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch vor Journalisten im Vatikan.
Marx: Mehr Frauen in Leitungsstrukturen
Marx betonte, es gehe auch darum, auf junge Leute zu hören. Die Synodenteilnehmer könnten nicht von sich aus definieren, wie Jugendliche sich empfänden. Am Ende müsse man in der Sprache der Kirche einen Weg finden, der für alle verständlich sei. Dieser Weg werde jedoch nicht die Lehre der Kirche aufgeben.
Der Kardinal sprach sich auch für eine stärkere Beteiligung von Frauen in Leitungsstrukturen der katholischen Kirche aus. Seine Vision sei, dass "viel mehr Frauen, vielleicht sogar noch mehr als in den Parlamenten, auch in den Gremien der Kirche präsent sind, wo Entscheidungen gefällt werden", so Marx. Das gelte auch für die Kurie.
Die Frauenfrage sei "drängend" und werde dabei schon seit 50 Jahren erörtert. Es sei "allerhöchste Zeit", sagte der Kardinal. Die Beteiligung von Frauen an Führungsverantwortung sei eine "dringliche Aufgabe für die ganze Kirche"; sonst werde die Kirche zu Recht viele Frauen verlieren.
Beim Thema Sexualität müsse man darauf achten, dass es nicht "von allen möglichen Seiten für ideologische Schlachten" benutzt werde, so Marx. Er könne sich vorstellen, das Thema bei Studientagen oder einer eigenen Synode zu vertiefen. Fragen der Sexualität seien nicht der Kern der Botschaft Jesu.
Missbrauchsskandal als Thema des Abschlussdokuments
Marx verurteilte erneut sexuellen Missbrauch durch Kleriker, hob aber auch hervor, das Problem sei nicht in allen Ländern gleich präsent. Deshalb sei nicht wichtig, an welcher Stelle es im Abschlussdokument der Synode oder im Brief der Synode an junge Leute auftauche. Entscheidend sei, dass die Kirche wieder Vertrauen aufbaue. Letztlich gehe es um Machtmissbrauch, so der Kardinal. Er gehe sehr davon aus, dass "auch das Thema des Missbrauchs der Macht, auch des geistlichen Missbrauchs", in die abschließenden Äußerungen der Synode einbezogen werde.
Das am 3. Oktober eröffnete Bischofstreffen befasst sich mit Fragen der Jugend und ihrer Begleitung bei Lebensentscheidungen. Am Samstag stimmen die Synodenteilnehmer über ihr Schlussdokument ab. Am Sonntag endet die Synode. (gho/tmg/KNA)
24.10.2017, 18.25 Uhr: ergänzt um Statements zur Rolle der Frauen in der Kirche