Kardinal Marx kann sich Laien als Prediger vorstellen
Kardinal Reinhard Marx ist nach eigener Aussage "etwas enttäuscht" von einigen Predigten, die er in Pfarreien hört. So vermisse er teilweise etwa eine exegetische Auseinandersetzung mit den Texten. "Was wirklich gemeint ist, wird nicht hinterfragt", kritisierte der Münchner Erzbischof laut einer Mitteilung des Erzbistums München und Freising am Samstag bei einem Treffen mit Lektoren.
Da die Begabungen unterschiedlich seien, stelle sich deshalb auch die Frage der Predigt durch Laien. "Wollen wir nicht sagen, wer eine Begabung hat, der soll sprechen?", so Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. Und weiter: "Wie sieht die Predigt der Zukunft aus? Darf nur der Priester predigen? Es muss sich weiterentwickeln." Auch Zeugnisse von Menschen oder Visualisierungen könnten nach den Vorstellungen des Kardinals in Predigten einbezogen werden. Generell wünsche er sich "eine größere Vielfalt dessen, was Predigt ist".
Marx will Weiterbildung von Lektoren stärken
Marx sprach sich auch dafür aus, die Weiterbildung von Lektoren auszubauen. "Das Wort Gottes vorzutragen gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir in der Kirche tun", erklärte der Erzbischof. Die Tätigkeit als Lektor sei eine besondere Berufung, für die gewisse Qualifikationen nötig seien. Daher sei es wichtig, die Ehrenamtlichen für ihren Dienst zu schulen und ihnen bei Bedarf Unterstützung anzubieten. Schulungen könnten etwa dabei helfen, spezielle Fertigkeiten wie den Umgang mit dem Mikrofon, die richtige Betonung oder einen geeigneten Sprechstil einzuüben.
Für sein Erzbistum schlug Marx zudem vor, eine theologische Einführung zu allen biblischen Texten für den jeweils kommenden Sonntag auf der Internetseite der Erzdiözese zu veröffentlichen. Von den Lektoren erwarte er, dass sie sich mit den vorzutragenden Texten beschäftigten. Vor dem Gottesdienst sollten sie die Schriftstellen laut gelesen haben und bestenfalls auch die anderen Texte für den jeweiligen Tag kennen. (stz)