Ansprache bei "Pulse of Europe"

Kardinal Marx: Nationalismus, das bedeutet Krieg

Veröffentlicht am 02.12.2018 um 17:17 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ "Germany first? Das ist nicht Subsidiarität, das ist Egoismus, der führt nicht weiter": Klare Worte von Kardinal Reinhard Marx bei der Kundgebung "Pulse of Europe" - auch gegen nationalistische Töne.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich für ein größeres Zusammenwachsen in Europa ausgesprochen. Er verstehe nicht, warum es niemand mehr wage, von den Vereinigten Staaten von Europa zu sprechen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag bei einer Kundgebung der Bewegung "Pulse of Europe" in München. "Warum eigentlich? Das ist doch kein Schimpfwort, sondern ein Wort, das weiterführt." Gerade angesichts der unruhigen Weltlage müsse Europa ein Zeichen dafür sein, "dass Verschiedenheiten zusammenkommen können, friedlich miteinander leben und füreinander eintreten können".

Wichtig sei dabei die Subsidiarität, indem die Unterschiede, die Vielfalt der Kulturen und der Sprachen respektiert würden, betonte der Kardinal. "Das ist ein Schatz Europas." Es brauche aber auch mehr Solidarität. "Die Armen in Rumänien, die Arbeitslosen in Italien, das ist auch unser Problem." Ohne Solidarität verkomme Subsidiarität zum Eigennutz. "Germany first? Das ist nicht Subsidiarität, das ist Egoismus, der führt nicht weiter."

Kardinal: Nationalismus ist keine Antwort auf Probleme

Die Demonstranten rief Marx dazu auf, bei dem anstehenden Europawahlkampf 2019 auf diese Solidarität innerhalb Europas zu drängen. Viele würden bei der Europawahl nationalistische Töne anschlagen. "Da sind wir nicht dabei. Nationalismus ist keine Antwort auf die Probleme, sondern Teil des Problems. Nationalismus, das bedeutet Krieg", so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Er hoffe auch, dass die Christen sich mehr für Europa einsetzten.

Mit Blick auf den gescheiterten Verfassungskonvent forderte Marx, es brauche eine Diskussion über eine neue Vorstellung von Europa. Das sei nicht nur hinter verschlossenen Türen möglich. "Da muss die Zivilgesellschaft Europas neu arbeiten, an einem gemeinsamen Projekt, einer gemeinsamen Idee, an einem gemeinsamen Weg, den wir gehen." Es seien alle gefordert, ein solches Projekt anzuschieben. (KNA)

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