Zwei Päpstliche Ehrenkaplane machen sich Gedanken zum Titel-Erlass von Franziskus

"Karriere endet für einen Priester bei der Weihe"

Veröffentlicht am 11.01.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Kirche

Bonn ‐ In gewisser Hinsicht hatte Stephan Wahl Glück. Im Jahr 2006 hatte Papst Benedikt XVI. den damals 45-jährigen Priester zum "Kaplan Seiner Heiligkeit" ernannt. 2014 wäre dies nicht mehr möglich. Vor einigen Tage wurde bekannt, dass der Papst die Vergabe geistlicher Ehrentitel erheblich eingeschränkt hat:

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Die Ränge "Ehrenprälat Seiner Heiligkeit" und "Apostolischer Protonotar" fallen völlig weg , "Kaplan Seiner Heiligkeit" – in Deutschland gemeinhin "Monsignore" genannt – werden künftig nur noch Priester, die das 65. Lebensjahr vollendet haben. Ausnahmen davon gelten nur für Kurienmitarbeiter .

Die Entscheidung des Papstes findet Wahl gut. "Als Jesuitenschüler, der mit einer Titelaskese erzogen wurde, begrüße ich die jesuitisch-zurückhaltende Entscheidung des Heiligen Vaters", sagt er. Dass der Ehrenkaplan in eingeschränkter Form erhalten bleibe, sei sicher ein Kompromiss. "Der Papst hätte wahrscheinlich lieber gleich alle abgeschafft", schätzt der ehemalige Kommunikationsdirektor des Bistums Trier.

Titel mit Erklärungsbedarf

Ähnlich sieht das der Bonner Stadtdechant Wilfried Schumacher (64). "Für mich ist dies eine konsequente Entscheidung des Papstes, der sein Amt in großer Demut, Bescheidenheit und gleichzeitig mit großer Würde vollzieht, die sich nicht in Äußerlichkeiten manifestiert", sagt Schumacher, der seit 2008 Kaplan Seiner Heiligkeit ist. Er selbst habe den Titel "nie als eine persönliche Anerkennung verstanden." Der Stadtdechant trage den Titel, aber gewürdigt werde die Kirche in der Stadt, so Schumacher weiter.

Stephan Wahl im Porträt
Bild: ©Habib Hakimi

Monsignore Stephan Wahl ist Priester im Bistum Trier und Mitglied des ARD-Programmbeirats. Von 1999 bis 2011 war er zudem "Wort zum Sonntag"-Sprecher.

Stephan Wahl habe, wie er sagt, den Titel damals gerne und auch mit ein "bisschen Stolz" angenommen. Vor allem die römische Schwiegermutter seiner Schwester habe bei der Ernennung gejubelt. Eine Auswirkung des Titels auf seinen Beruf habe er nicht feststellen können. Es sei eher umgekehrt. "Ohne mein Engagement als Trierer Kommunikationsdirektor und ehemaliger Wort-zum-Sonntag-Sprecher wäre ich wohl kaum so früh Monsignore geworden", sagt Wahl. In Deutschland habe die neue Anrede "meist nur Erklärungsbedarf beschert", fügt er hinzu. Auf weltkirchlicher Ebene sei er damit mitunter aber schon besser gefahren.

In Kontexten mit "gesellschaftlichen Verpflichtungen" könne ein Titel durchaus hilfreich sein, findet Wahl. "Aber wenn er zu Eitelkeit verführt, schnell weg damit". Stadtdechant Schumacher geht noch weiter. Seiner Ansicht nach sind die Titel nicht notwendig. "Zumal die Verleihung beziehungsweise Verweigerung von Titeln von manchen Bischöfen auch sehr bewusst gepflegt wurde." Das befördere Eitelkeiten und Abhängigkeiten einerseits und führe zu Verletzungen andererseits. "Wenn der Papst die Titel rückwirkend wieder abgeschafft hätte, wäre ich nicht traurig gewesen."

Nicht zu rigoros

Zugleich warnt Schumacher vor einem Rigorismus im allgemeinen Umgang mit Titeln. Schließlich können sie auch ein "Zeichen der Wertschätzung" sein, die einem Menschen entgegengebracht werde. "Sogar im Karneval, der vieles persiflieren will, ist die Vergabe von Titel eine persönliche Auszeichnung für die Leistung und das Engagement Einzelner." Man solle also "nicht päpstlicher als der Papst" sein.

Der Bonner Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher perdigt im Bonner Münster.
Bild: ©KNA

Der Bonner Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher perdigt im Bonner Münster.

Angesichts des Stils von Papst Franziskus habe er sich "in mancher stillen Stunde gefragt, ob es nicht konsequent wäre, den Monsignore-Titel abzulegen", führt Schumacher weiter aus. Wahl sieht für sich drei Optionen: "Den Titel, den Papst Benedikt mir verliehen hat, mit Zustimmung seines Nachfolgers behalten und führen oder ihn bis zum 65.Lebensjahr 'einfrieren' oder Papst Franziskus den Titel schlicht zurückgeben." Wüsste er, dass Papst Franziskus "dies direkt oder auch stillschweigend, ohne seinen titelgebenden Vorgänger zu beschädigen, erwartet", hätte er mit der Rückgabe kein Problem.

Überdies findet Wahl: "Karriere endet für einen Priester bei der Weihe." Alles andere sei Dienst im Auftrag Christi – ob als Pfarrer, Krankenhausgeistlicher oder im hohen Rang in leitender Funktion im Generalvikariat.

Von Christoph Meurer