Katholisch, begabt, gefördert
Mindestens genauso wichtig ist Stipendiaten und wie Verantwortlichen die ideelle Förderung. Dazu gehören ganz verschiedene Veranstaltungen – wie auch das Jahrestreffen, das an diesem Wochenende im ostwestfälischen Geseke stattfindet.
Der 25-jährige Medizinstudent Sascha Weber ist aus Mainz gekommen und freut sich, all die Leute zu treffen, die er in den gut vier Jahren seiner Förderung seit 2010 kennengelernt hat – die Veranstalter erwarten 600 Teilnehmer. Aber auch inhaltlich ist Weber interessiert. Der Schwerpunkt des Treffens liegt in diesem Jahr beim Thema "Verhältnis von Staat und Kirche". "Ich habe mich für einen Workshop angemeldet, bei dem es um die Kirche als Arbeitgeber im sozialen Bereich geht", erklärt er. Wer weiß, vielleicht sind ihm genau diese Informationen einmal nützlich, wenn er nach seinem Studium einen Job als Arzt sucht.
Fördermöglichkeiten vom ersten Semester bis zur Promotion
Sascha Weber ist damals von einem Lehrer als Stipendiat für das Cusanuswerk vorgeschlagen worden und hat dann das mehrstufige Bewerbungsverfahren erfolgreich durchlaufen. Aber junge Leute können sich auch selbst bewerben. Neben sehr guten Noten sollten sie zudem ehrenamtlich engagiert sein, sei es im politischen, sozialen oder kirchlichen Bereich. Das Cusanuswerk bietet eine Menge Fördermöglichkeiten: Von Erstsemestern bis Promotionsstudenten gibt es für jeden das passende Angebot. Auch Auslandsaufenthalte während des Studiums können gefördert werden.
Aber warum gerade zum kirchlichen Begabtenförderungswerk gehen? "Eines unserer Förderziele ist es, mit interdisziplinären Angeboten den Blick der Stipendiaten zu weiten und die verschiedenen Themen aus einer gewissen Wertorientierung heraus zu diskutieren", erklärt Ingrid Reul, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. Zu jeder Veranstaltung, die angeboten wird, gibt es auch einen geistlichen Begleiter, der Gottesdienste und Gebetszeiten anbietet und als Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Ruth Nientiedt, die vor kurzem ihr Studium abgeschlossen hat, genießt es, mit den anderen Alt-Cusanern und Stipendiaten kritisch über den Glauben zu sprechen: "Oft muss man sich ja quasi rechtfertigen, dass man überhaupt katholisch ist. Aber hier kann man das einfach mal stehen lassen und anfangen, inhaltlich zu diskutieren. Das gibt Rückhalt", erklärt sie.
Begeistert von "Ferienakademien"
Das Herzstück des Stipendiums sind für die 26-Jährige wie auch für Sascha Weber die sogenannten "Ferienakademien" Diese dauern zwei Wochen und behandeln die unterschiedlichsten Themen. Weber hat schon so Themen wie "Rationale Zugänge zu Gott" oder alles rund um "Mode" beackert. Nientiedt ist immer noch ganz begeistert, wenn sie an die Akademien zurückdenkt: "Das war ganz großartig. Vielleicht kostet es beim ersten Mal etwas Überwindung dahin zu fahren, aber wenn Du einmal da warst, dann kommst Du immer wieder", sagt sie. Sie empfand die zwei Wochen jedes Mal als bereichernd. "Ich habe davon unheimlich profitiert. Man ist mal ganz raus aus allem und eben in einer ganz anderen Umgebung".
Gibt es bei so viel Begeisterung auch Nachteile eines Stipendiums? Ja. Da ist eine Zwickmühle, in der alle Begabtenförderungswerke stecken: Einerseits wollen sie die Studierenden unterstützen – andererseits stellen sie sie durch die erforderlichen Leistungen im Studium und auch den Zeitaufwand für Seminare und ähnliches auch unter Druck. "Wenn man wollte, könnte man sein ganzes Leben um das Cusanuswerk herum ordnen", sagt Sascha Weber und lacht. Und dann schiebt er hinterher: "Aber da muss man sich dann eben abgrenzen – und dann geht das auch".
Von Gabriele Höfling