Nach umstrittenem Positionspapier der Partei

Kirche wehrt sich gegen AfD-Kritik

Veröffentlicht am 01.08.2019 um 10:41 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Im Juni hatte die AfD in einem Positionspapier scharfe Kritik an der evangelischen Kirche geäußert. In einer eigenen Stellungnahme weisen die Protestanten die Vorwürfe nun zurück. Unter anderem werfen sie der Partei Halbwahrheiten und Diffamierungen vor.

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Die evangelische Kirche wehrt sich mit einer mehrseitigen Stellungnahme gegen ein kirchenkritisches Positionspapier der AfD. Das im Juni unter Federführung der Thüringer AfD-Landtagsfraktion veröffentlichte Papier mit dem Titel "Unheilige Allianz. Der Pakt der Evangelischen Kirche mit dem Zeitgeist und den Mächtigen" sei mit "Halbwahrheiten, Unterstellungen und Diffamierungen" angereichert und greife unter anderem den Berliner Landesbischof Markus Dröge namentlich an, erklärte der Arbeitsbereich "Demokratische Kultur und Kirche" an der Evangelischen Akademie zu Berlin am Mittwoch in der Bundeshauptstadt.

Konkret äußert sich der Arbeitsbereich in seiner Stellungnahme zu sechs Vorwürfen, die die AfD in ihrem Papier gegen die Kirche erhoben hatte. Dabei ging es unter anderem um die Haltung der Protestanten gegenüber Links- und Rechtsextremismus sowie Islamismus, das Verhältnis der Kirche zu Gender-Mainstreaming und Homosexualität sowie den Klimawandel. In einem Fazit zu seinen Erläuterungen schreibt der Arbeitskreis: "In Selbstüberschätzung und Ignoranz gegenüber der Bibel versucht die AfD in ihrem Kirchenpapier die Spaltung zwischen den guten einfachen Gläubigen und den schädlichen Eliten aufzumachen." Dies mute seltsam an, weil Entscheidungen innerhalb der evangelischen Kirche in demokratischen Prozessen entstünden, die sich von den einfachen Kirchengemeinden vor Ort bis zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) durchzögen.

"Ein Akt politischer Willkür"

Stellung bezieht der Arbeitskreis auch zu dem AfD-Vorwurf, die evangelische Kirche sei mit den Mächtigen – also etwa der Bundesregierung – eine "unheilige Allianz" eingegangen, so wie sie es bereits in der NS-Zeit und im SED-Regime getan habe. Wenn die AfD "den heutigen Rechtsstaat gleichsetzt mit zwei Diktaturen, dann macht sie mehr als deutlich, dass es ihr nicht um eine öffentliche und offene Auseinandersetzung, sondern die Abwicklung des demokratischen Willensbildungsprozesses geht", betont das Gremium. Die AfD mache aus dem christlichen Gott einen nationalen Götzen, Rechtsstaatlichkeit solle durch Gesinnungsdiktatur ersetzt werden. "Das ist ein Akt politischer Willkür", so die Protestanten.

Neben den in ihrem Positionspapier geäußerten Vorwürfen hatte die AfD die evangelische Kirche dazu aufgefordert, Seelsorge zu betreiben und die Frohe Botschaft zu verkünden, statt selbst einseitig Politik zu betreiben. Als Beispiel hatte der Thüringer AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Björn Höcke bei der Vorstellung des Papiers einen Besuch des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm in Italien genannt. Der bayerische Landesbischof hatte dort ein Seenotrettungsschiff besucht und die Flüchtlingspolitik kritisiert. (stz)