Knobloch fordert Kirchen zu klarer Opposition gegenüber AfD auf
Nach dem Eklat beim Gedenkakt für die NS-Opfer im Bayerischen Landtag hat die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern mehr Engagement der Kirchen gegen antidemokratische und antisemitische Kräfte gefordert. "Bei der AfD ist die größtmögliche Opposition nötig! Und das gilt natürlich auch für die Kirchen", sagte Charlotte Knobloch am Mittwoch im Kölner domradio. Es seien deutliche Anweisungen von oben nach unten nötig, Stellung zu beziehen. "Das fehlt mir in dieser Deutlichkeit bislang noch des Öfteren", so die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.
"AfD verharmlost NS-Verbechen"
Bei der Gedenkfeier hatte ein Großteil der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag das Plenum verlassen, nachdem Knobloch die Partei offen als verfassungsfeindlich bezeichnet hatte. Wörtlich sagte sie: "Diese sogenannte Alternative für Deutschland gründet ihre Politik auf Hass und Ausgrenzung und steht nicht nur für mich nicht auf dem Boden unserer demokratischen Verfassung." Außerdem warf sie der AfD vor, die NS-Verbrechen zu verharmlosen und enge Verbindungen ins rechtsextreme Milieu zu unterhalten. Die Abgeordneten aller anderen Fraktionen spendeten ihr dafür stehend Applaus.
Die AfD rechtfertigte ihren teilweisen Auszug und hielt ihrerseits Knobloch vor, den Gedenkakt missbraucht zu haben. Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner sprach von "übelsten pauschalen Unterstellungen" und einer Diffamierung ihrer demokratisch legitimierten Fraktion.
Charlotte Knobloch (86) ist seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Von 2005 bis 2013 war sie Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses (WJC), von 2003 bis 2010 war sie Vizepräsidentin des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC). Von 2006 bis 2010 war sie Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. (tmg/KNA)