Königlicher Besuch bei Präsident und Kanzlerin
Im politischen Berlin sind sie seit langem gute Tradition – und meist sogar die ersten offiziellen Termine im neuen Jahr: Die Besuche der Sternsinger bei Bundespräsident und Bundeskanzlerin. Auch 2020 bringen Caspar, Melchior und Balthasar ihren Segen in diesen Tagen in die Amtssitze von Frank-Walter Steinmeier und Angela Merkel.
Begründet wurde die Tradition der Besuche der kleinen Könige bei der großen Politik am 1. Dezember 1982. Damals lud Bundespräsident Karl Carstens erstmals Sternsinger aus 22 Bistümern in die Villa Hammerschmidt in Bonn ein. Der Besuch beim Staatsoberhaupt blieb allerdings zunächst eine einmalige Angelegenheit. Stattdessen empfing ein Jahr später Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) die Könige termingerecht am Dreikönigstag 1984 im Bonner Kanzleramt.
Katholik Kohl begründete jährliche Tradition
Der Katholik Kohl war es dann auch, der die Besuche zur jährlichen Tradition machte. Bald schon kamen Abordnungen aus allen deutschen Bistümern alljährlich im Januar nach Bonn, um der Bundespolitik den Segen "Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus" zu bringen und für die Hilfsprojekte der Sternsinger zu werben. Bereits kurz nach dem Fall der Berliner Mauer nahmen erstmals auch Sternsinger aus der damals noch existierenden DDR an den Besuchen teil. Die ersten ostdeutschen Sternsinger im Bundeskanzleramt waren am 8. Januar 1990 katholische Jungen und Mädchen aus der St.-Hedwig-Gemeinde in Görlitz.
Nach dem Ende der Ära Kohl setzten Gerhard Schröder (SPD) und später Angela Merkel (CDU) die Tradition der Sternsinger-Empfänge fort. Bei wohl keinem anderen Thema waren sich die drei Politiker übrigens so einig. Kohl nannte das Engagement der Segen bringenden Kinder "einfach großartig", Schröder fand die Idee gut, den Sternsingern den Friedensnobelpreis zu verleihen. Und Merkel lobte sie als "ganz wichtige Stimme für die Rechte von Kindern weltweit".
Als Merkel am 20. Dezember 2005 erstmals die jungen Gäste empfing, gestand sie, "schon ein bisschen aufgeregt" zu sein. Kein Wunder: Während ihrer damals erst kurzen Amtszeit hatte zwar manches Staatsoberhaupt, aber noch kein König den Weg in das Kanzleramt gefunden. Inzwischen hat Merkel aber Routine: Der Besuch am Dienstag wird ihr 15. Aufeinandertreffen mit Caspar, Melchior und Balthasar sein. Damit zieht die Kanzlerin mit Helmut Kohl gleich, der die Könige in seiner Amtszeit ebenfalls 15 Mal begrüßen konnte.
Die Besuche im Kanzleramt sind für den jeweiligen Amtsinhaber und die Sternsinger im Übrigen eine Win-win-Situation: Der Kanzler kann sich in den Medien als herzlicher Gastgeber mit schönen, menschelnden Bildern präsentieren und auch das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) als Träger der Aktion Dreikönigssingen freuen sich über die mediale Aufmerksamkeit für ihr Engagement.
Kakao und eine großzügige Spende
Im Windschatten der Besuche im Bundeskanzleramt begründete Bundespräsident Roman Herzog 1997 schließlich eine weitere Tradition. Anknüpfend an den ersten Empfang bei seinem Amtsvorgänger Karl Carstens im Dezember 1982 lud Herzog die Sternsinger erstmals in das Schloss Bellevue, den Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten, ein. Seitdem gehört der jährliche Besuch beim Staatsoberhaupt ebenfalls zum festen Terminplan der kleinen Könige.
Anders als das Kanzleramt achtet das Bundespräsidialamt dabei sehr auf Termintreue: Selbst wenn der 6. Januar auf einen Sonntag fallen sollte, öffnet der Hausherr an diesem Tag die Pforten für die Drei Könige. Im Gegenzug für ihren Segen "Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus" bekommen die Sternsinger dann auch immer eine großzügige Spende für ihre sozialen Projekte – und hinterher gibt es meist noch einen heißen Kakao.
Der Artikel ist eine am 5. Januar 2020 aktualisierte Fassung dieses bereits erschienenen Textes.