Bischof hat große Erwartungen an Amazonas-Synode

Kräutler für verheiratete Priester und "wenigstens" Diakoninnen

Veröffentlicht am 14.07.2019 um 15:43 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA

Wien ‐ Im Oktober findet die Amazonas-Synode im Vatikan statt. Dort wird auch über die Option verheirateter Priester für abgelegene Gemeinden diskutiert. Doch für Bischof Erwin Kräutler ist das nicht genug: Er fordert "wenigstens" Diakoninnen.

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Der brasilianisch-österreichische Bischof Erwin Kräutler hat große Erwartungen in die im Oktober bevorstehende Amazonas-Synode bekundet. Er halte es für realistisch, dass in Folge der Bischofsversammlung künftig in Amazoniens Kirche bewährte verheiratete Männer als Priester sowie Frauen "wenigstens" als Diakoninnen wirken können, sagte der langjährige Bischof der brasilianischen Diözese Xingu-Altamira am Sonntag in einem ORF-Interview. Anlass für das TV-Gespräch war auch Kräutlers 80. Geburtstag am vergangenen Freitag.

"Tatsache ist, dass die rund 800 kleinen Gemeinden in unserer Prälatur von Laien geleitet werden und zwei Drittel sogar von Frauen", schilderte der emeritierte Bischof. Einer der rund 30 Priester der Diözese komme zwei- bis dreimal im Jahr in abgelegenen Gemeinden vorbei. Dass die Gläubigen dort deshalb zwar jeden Sonntag gemeinsame Wortgottesdienste haben, aber kaum Eucharistie feiern könnten, sei "beinahe ein Skandal", so Kräutler. Das Gemeindeleben funktioniere gut, "aber es fehlt am Zentrum".

Der Papst könne es Bischöfen oder regionalen Bischofskonferenzen in Amazonien nach der Synode freistellen, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Frauen wiederum sollten "wenigstens" Diakoninnen werden können. "Und dann sehen wir weiter", so der Bischof. "Wenn zwei Drittel dieser Gemeinden kompetent und mit viel Einfühlungsvermögen von Frauen geleitet werden, wieso kann die Frau dann nicht auch die Weihe bekommen und am Sonntag der Eucharistie vorstehen?"

"Frauen sind doch keine Notnägel!"

Auch in Europa seien viele Priester überfordert: "Zum Teil sind sie Blaulicht-Priester, also sie fahren von einer Gemeinde zur anderen und haben kaum eine persönliche Beziehung zum Volk Gottes. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen."

Der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen (Sonntag) sagte Kräutler: "Wir wollen, dass in jeder Gemeinde ein Priester ist, der mit den Leuten lebt, den Geruch der Schafe annimmt, für sie da ist und sie nicht nur ein-, zwei Mal im Jahr besucht", so der 80-Jährige.

Auch gehe es um Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche. "Frauen sind doch keine Notnägel, wenn es an Männern fehlt! Das Argument, dass beim letzten Abendmahl keine Frauen dabei gewesen seien, überzeugt nicht. Wenn das so ausschlaggebend gewesen wäre, dürften Frauen im Grunde nicht einmal die Kommunion empfangen", so Kräutler, der dem Rat zur Vorbereitung der Synode "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" angehört, die vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan tagt. Mitte Juni hatte der Vatikan das Arbeitspapier zur Synode veröffentlicht. (rom/KNA)