Liturgiewissenschaftler: Auch Laien haben Kompetenz zum Predigen
Der Erfurter katholische Theologe Benedikt Kranemann spricht sich für Laienpredigten in Gottesdiensten aus. "Es ist eine Chance, die vielfältigen Begabungen, die es in der Kirche gibt, zu fördern", sagte er den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. Es müsse darauf geachtet werden, wer welche Kompetenzen mitbringe und wie man sie nutzen könne, damit Seelsorge und Liturgie wirklich gelingen könnten. "Das stellt ja unterschiedliche Rollen in der Kirche nicht infrage, aber die Wertschätzung von Kompetenzen ist gerade bei der Predigt unverzichtbar."
Ob dies auch für Laien ohne theologische und rhetorische Ausbildung gelten könne, müsse diskutiert werden, sagte der Liturgiewissenschaftler. "Letztendlich muss die Qualität entscheidend sein." Er könne sich Anlässe vorstellen, zu denen Menschen aus einem bestimmten Berufs- und Lebensumfeld predigten. Jedoch brauche eine Predigt, die durch die Woche tragen und einen Impuls für das christliche Leben geben solle, "eine entsprechende theologische Dichte".
Gemeinsames Priestertum als Auftrag
Für Laienpredigten spreche "das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und ihr Auftrag, das Wort Gottes zu verkünden", sagte Kranemann. Auch könnten die Pfarrer so stärker entlastet werden. Wenn ein Priester für mehrere Kirchorte zuständig sei, könne er mit der Aufgabe überfordert sein, Sonntag für Sonntag eine Predigt zu schreiben. "Eine gute Predigt braucht Zeit und intensives theologisches Studium", so der Theologe. Man müsse die Frage stellen, ob nicht auch auf andere Kräfte zurückgegriffen werden könne, um Predigten mehr Glanz und Qualität zu verleihen.
Nach dem Kirchenrecht ist die Predigt in katholischen Messfeiern Klerikern vorbehalten. Laien dürfen dabei nur in Ausnahmefällen predigen, wohl aber können sie in Wortgottesdiensten ohne Eucharistiefeier zu Wort kommen. Zudem dürfen sie sogenannte Glaubenszeugnisse vor der Gemeinde abgeben. (KNA)