Maradiaga: Viganò ist anderer Mensch geworden
Kardinal Oscar Andrés Rodríguez Maradiaga hat Carlo Maria Viganò, den ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, kritisiert. "Der Viganò, den ich kannte, ist nicht die gleiche Person, die solche Dinge von sich gibt", sagte Maradiaga am Mittwoch in einem Interview mit der spanischen Nachrichtenseite "Religión Digital". Der honduranische Erzbischof bezog sich mit seiner Aussage auf die Anschuldigungen Viganòs gegenüber Papst Franziskus, schon früh vom Missbrauch durch Theodore McCarrick, den ehemaligen Erzbischof von Washington, gewusst zu haben. Viganò hatte zudem den Rücktritt des argentinischen Papstes gefordert.
Maradiaga nahm Franziskus in Schutz: "Ich glaube, der Papst ist ein Mann Gottes, der stets mit Glaube und Weisheit handelt." Ob, wie von einigen Medien vermutet, eine bestimmte innerkirchliche Gruppe hinter den Anschuldigungen Viganòs stecke, wisse er auch nicht, gab der Erzbischof von Tegucigalpa zu. Doch "vom ersten Moment an konnte man merken, dass es eine Reaktion gegen Papst Franziskus war", beschreibt Maradiaga seine Wahrnehmung der Anschuldigungen. "Sie wollten seine lehramtlichen Aussagen beeinflussen", glaubt er.
Viganò hatte mit seinen Anschuldigungen gegen den Papst auch Maradiaga selbst mit der Vertuschung der Taten McCarricks in Verbindung gebracht. "Das hat mich wirklich sehr überrascht", gab Maradiaga zu, der als Koordinator des Kardinalsrates als enger Vertrauter des Papstes gilt. Er müsse sich nicht verteidigen, da die Fakten eine klare Aussage machten. Die von Viganò behauptete Existenz einer Schwulen-Lobby im Vatikan verneinte Maradiaga. "Das ist etwas, das in der Vorstellung der Journalisten existiert, nicht in der Realität." (rom)