Wahlaufruf der deutschen Kirchen zur Europawahl

Marx und Bedford-Strohm warnen vor rechtspopulistischen Parteien

Veröffentlicht am 25.05.2019 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.
Bild: © KNA

Berlin ‐ Rechtspopulistische Parteien setzten das Friedensprojekt Europa auf's Spiel, warnen Kardinal Reinhard Marx und EKD-Vorsitzender Heinrich Bedford-Strohm. Sie rufen zur Europawahl am morgigen Sonntag auf. Doch sie äußern auch Kritik an der EU.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rufen zur Beteiligung an der Europawahl am morgigen Sonntag auf. "Geben wir dem Friedensprojekt Europa unsere Stimme", schreiben sie am Samstag in einem gemeinsamen Gastbeitrag auf Focus Online. Eine hohe Wahlbeteiligung wäre "das schönste Geschenk, das wir Deutsche und gerade wir Christen" Europa machen könnten.

Die Spitzenvertreter der christlichen Kirchen in Deutschland betonen, sie sähen die Europäische Union als Garant für das Ziel: "Nie wieder Krieg in Europa!" Europa bleibe die friedlichste Region der Welt. Dass viele Menschen das Vertrauen in das "europäische Projekt der Versöhnung" verlören, sei jedoch Anlass zu großer Sorge.

Marx und Bedford-Strohm warnen zugleich vor rechtspopulistischen Parteien. Wer auf die "Abwicklung Europas durch nationalistische Angstmacher" spekuliere, der setze viel aufs Spiel - "vielleicht alles". Keine der rechtspopulistischen Parteien Europas gebe "konstruktive politische Antworten auf die Herausforderungen, vor denen Europa steht. Weder lassen sich so Friedensperspektiven für die blutigen Konflikte vor den Toren der Union erarbeiten. Noch hilft die Leugnung des Klimawandels bei der Ausformulierung einer tragfähigen Klimapolitik."

Bild: ©KNA

Im November 2014 besuchte Papst Franziskus Brüssel. Erst als zweiter Papst überhaupt hielt er dort vor dem Europaparlament eine Rede.

Bei Menschen unter 26 Jahren sei die Zustimmung für Europa zuletzt stetig gestiegen, so Marx und Bedford-Strohm weiter. Indes habe sich diese "Leidenschaft der Jungen für Europa" in Deutschland noch nie in einer überdurchschnittlichen Wahlbeteiligung niedergeschlagen. Nun gelte es, den Ernst zu der Lage zu begreifen, so der Appell der Kirchenvertreter.

Beide verweisen auch auf das Gemeinsame Wort der Kirchen vom April, "Vertrauen in die Demokratie stärken". Menschen in Krisensituationen müssten erleben, dass Europa ihnen konkret helfe, betonen sie. "Wo verantwortlich und wertgebunden gehandelt wird, wächst Vertrauen in Personen und Institutionen insgesamt." Dies gelinge etwa bei europäischen Jugend- und Bildungsprojekten oder bei einem Resettlement-Programm für besonders gefährdete Flüchtlinge. Allerdings, so Marx und Bedford-Strohm: "Das Versagen Europas bei der Seenotrettung im Mittelmeer bezeichnet das genaue Gegenteil. Es ist eine moralische Bankrotterklärung, die Leben und Vertrauen zerstört." (KNA)