Medienbischof Fürst: Journalismus wird wichtiger
Nach Ansicht des katholischen Medienbischofs Gebhard Fürst wird kritischer und unabhängiger Qualitätsjournalismus immer wichtiger. "Die vielen ungeprüften, frei erfundenen und fahrlässig recherchierten Informationen von unklarer Herkunft in den sozialen Medien machen Journalismus noch unverzichtbarer als früher", sagte Fürst am Donnerstagabend bei der Verleihung des Katholischen Medienpreises in Frankfurt: "Dafür sind die Qualitätsmedien als Kitt unserer Gesellschaft, gerade in bewegten Zeiten, notwendig und sogar unersetzlich."
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart und Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz betonte außerdem, wie wichtig Recherche und Transparenz im Journalismus sei: "Den Ereignissen auf den Grund gehen, nachforschen und selbst das scheinbar Nebensächliche hinterfragen und aufspüren. Das Verborgene aufdecken und öffentlich machen." Dabei, so Fürst weiter, gehe es auch, aber nicht ausschließlich um die großen Skandale: "Ich meine ebenso das Entdecken und Erzählen von Menschen, die Schicksalhaftes erleben, Besonderes können oder leisten."
Der Vorsitzende der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP), Joachim Frank, wies auf die besonderen Herausforderungen angesichts der aktuellen Missbrauchs- und Vertrauenskrise hin: "Vielen, die sich der Kirche verbunden fühlen, ist zurzeit nicht nach Feiern zumute. Der Katholische Medienpreis erinnert daran, wie wichtig kritische, aufklärende und wertorientierte Journalisten für ein Gemeinwesen sind, auch für die Kirche."
Preise 2018 für Print und TV verliehen
Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr eine TV-Dokumentation aus dem syrischen Bürgerkrieg und eine Magazin-Reportage über den Lebensweg verhaltensauffälliger Kinder. Die Filmemacher Feras Fayyad und Gudrun Hanke-El Ghomri sowie der Magazinjournalist Johannes Böhme haben den mit je 5.000 Euro dotierten Preis in den Kategorien Elektronische Medien und Print erhalten.
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Böhme wurde für seine Reportage "Sorgenkinder" geehrt, die im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" erschien. Darin berichtet der Autor über verhaltensauffällige Kinder, die er als Zivildienstleistender betreute und neun Jahre später erneut aufsucht. Böhme biete alles andere als "leichte Kost", so Laudator und FAZ-Herausgeber Werner D'Inka. Sein "wunderbarer Text" sei aber ein Appell, genau hinzuschauen und das zu entdecken, "was diesen Kindern und Jugendlichen helfen könnte: Verständnis, Zuwendung, Liebe".
Die Dokumentarfilmer Fayyad und Hanke-El Ghomri wurden gemeinsam für ihren Film "Die letzten Männer von Aleppo" geehrt. Zwei Jahre lang begleitete Fayyad die Freiwilligen der "Weißhelme" bei ihren Hilfseinsätzen in der zerbombten Stadt. Die von ARD und Arte produzierte Dokumentation zwinge zum Hinsehen, so die Jury. "Fayyad thematisiert das, was hierzulande immer seltener in dieser Klarheit bedacht wird: Die Menschen fliehen aus Syrien, weil dort Krieg herrscht."
Sonderpreise und undotierte Auzeichnungen
Auch bei dem mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis der Jury gab es zwei Preisträger: Geehrt wurden Katja Grundmann und Anna Sprockhoff von der "Landeszeitung für die Lüneburger Heide" für ihr Multimedia-Projekt über junge Flüchtlinge in Deutschland. Sprockhoff und Grundmann überzeugten durch ihre empathischen und zugleich professionell distanzierten Beobachtungen, so Laudatorin Andrea Rübenacker.
Vier weitere Beiträge erhielten die undotierte Auszeichnung "journalistisch WERTvoll". In der Kategorie "Printmedien" wurden gewürdigt die Arbeiten von Dimitri Ladischensky "Was vom Leben übrig bleibt" über einen verschwundenen Mann und seine zurückgelassenen Habseligkeiten in der Zeitschrift "mare" sowie von Katharina Frohne "Am Ende" über eine sterbenskranke Frau im "Weser-Kurier". In der Kategorie "Elektronische Medien" befand die Jury Frank Meißners TV-Reportage "Schmidt Max und die Audienz beim Papst (Bayerischer Rundfunk) und Renate Bleichenbachs Beitrag "Die Sendung mit dem Elefanten: Planet Willi" (Kika) für preiswürdig.
Der Katholische Medienpreis wird seit 2003 jährlich von der Deutschen Bischofskonferenz zusammen mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband (KM) ausgeschrieben. Beworben hatten sich in diesem Jahr mehr als 200 Journalisten. (luk/KNA)