Ministerpräsident will Zwischenstopp in Maria Vesperbild machen

Nur Propaganda? Streit um Söder-Besuch in Wallfahrtsort

Veröffentlicht am 25.07.2018 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Ziemetshausen ‐ Markus Söder (CSU) will den Wallfahrtsort Maria Vesperbild besuchen. Die SPD sagt: ein billiges Wahlkampfmanöver und "Blasphemie". Doch Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart wehrt sich gegen die Vorwürfe.

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Mit scharfer Kritik hat der SPD-Kreisverband Günzburg auf den geplanten Besuch von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im mittelschwäbischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild bei Ziemetshausen reagiert. Dieser habe "blasphemische Züge", so die Partei in einer aktuellen Erklärung. "Halbwegs glaubwürdig wäre es noch gewesen, wenn Söder ohne Presse-Trara und Propagandabegleitung Maria Vesperbild besucht hätte. Aber so ist es nur der Beweis, dass ihm nichts heilig ist, wenn es um den Wahlkampf geht." Laut Wallfahrtsdirektion hält Söder am 8. August auf der Fahrt zur Kabinettssitzung in Ursberg (Landkreis Günzburg) in Vesperbild.

Der SPD-Kreisvorsitzende Achim Fißl kritisierte auch Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart: So naiv könne dieser beim besten Willen nicht sein, dass er glaube, der Söder-Besuch sei "kein billiges Wahlkampfmanöver". Selbiges hatte Reichart vergangene Woche erklärt und mitgeteilt: "Wir unterstellen unserem Ministerpräsidenten schon gar nicht eine falsche Absicht, wenn er als bekennender evangelischer Christ in einem durch und durch christlich geprägten Land ein solches Zeichen setzt."

Die SPD hingegen meinte, Söder habe schon mit seiner "Kruzifix-Aktion" bewiesen, "dass er keinerlei Hemmung hat, christliche Symbole als Wahlkampfgag zu missbrauchen". Man frage sich gespannt, was als Nächstes komme: "Badet Söder im Weihwasserkessel um Obelix-ähnlich unverwundbar zu werden oder spricht ihn ein CSU-höriger Pfarrer schon mal präventiv selig?"

Erwin Reichart
Bild: ©KNA/Christopher Beschnitt

Erwin Reichart ist Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild.

Wallfahrtsdirektor Reichart nannte die SPD-Vorwürfe in einem offenen Brief "verletzend und herablassend": "Der bayerische Ministerpräsident kommt nicht als Vertreter einer Partei nach Maria Vesperbild, sondern als oberster Repräsentant des bayerischen Staates." Man sei dankbar für jeden Politiker, der sich zum christlichen Glauben offen bekenne. "Daher sind alle Politiker jeder Partei herzlich eingeladen, eine Wallfahrt nach Maria Vesperbild zu machen."

Reichart ergänzte, er meine es nicht spöttisch, wenn er den Sozialdemokraten rate, "auch für die SPD die Hilfe von oben in Anspruch zu nehmen. Die Mutter Gottes hat hier schon so viele Wunder gewirkt, dass sie es ohne weiteres möglich machen kann, die SPD zu neuer Blüte zu führen." Der Wallfahrtsdirektor lud die SPD für nächsten Mittwoch zu einem klärenden Gespräch ein. Die Sozialdemokraten wollen kommen.

Bereits Söders Kreuz-Erlass, durch den seit dem 1. Juni im Eingangsbereich jeder bayerischen Behörde ein Kruzifix hängen muss, hatte für Kritik gesorgt. Auch hier wurde ihm - unter anderem von Kirchenvertretern wie Kardinal Reinhard Marx - eine Instrumentalisierung und Wahlkampfpropaganda vorgeworfen. Doch es gab auch Zustimmung. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer begrüßte es, "wenn das Kreuz im öffentlichen Raum präsent ist – auch und erst recht dort, wo politische und/oder administrative Verantwortung für unser Gemeinwesen wahrgenommen wird". Den Vorwurf der Instrumentalisierung des Kreuzes für Wahlkampfzwecke könne er dagegen nicht teilen. (bod/KNA)