Konfliktparteien zufrieden mit Reakion aus Vatikan

Papst ernennt Visitator für Konflikt-Diözese Gurk

Veröffentlicht am 21.12.2018 um 09:35 Uhr – Lesedauer: 

Salzburg  ‐ Der Salzburger Erzbischof Lackner soll für eine Klärung sorgen. Das Gurker Domkapitel hatte in dieser Woche schwere Vorwürfe gegen seinen früheren Bischof Alois Schwarz erhoben. Der ist "fassungslos", befürwortet aber das Eingreifen des Vatikan.

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Im Konflikt um die Finanzen der Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt hat Papst Franziskus einen sogenannten Apostolischen Visitator ernannt. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner (62) solle für eine "transparente Klärung" der im Raum stehenden Vorwürfe sorgen, meldete die Presseagentur Kathpress am Donnerstag unter Berufung auf die Erzdiözese Salzburg.

"Volle Kooperation"

Beide Streitparteien - das Domkapitel Gurk-Klagenfurt wie auch der frühere Diözesanbischof Alois Schwarz - begrüßten die externe Überprüfung. Letzterer zeigte sich im Interview mit ORF Niederösterreich "fassungslos" über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Der Gurker Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger kündigte volle Kooperation für eine "kompetente und objektive Prüfung" durch Lackner an.

Das Domkapitel hatte am Dienstag schwere Vorwürfe gegen seinen langjährigen Bischof Schwarz erhoben, der im Sommer nach Sankt Pölten gewechselt war. Ohne Zustimmung des Vatikan veröffentlichte es zugleich im Internet die Zusammenfassung eines Finanzprüfberichts. Der Vatikan hatte die Publikation vergangene Woche im Eilverfahren untersagt.

Alois Schwarz, Bischof von Sankt Pölten.
Bild: ©Henning Klingen/kathpress/KNA

Alois Schwarz, Bischof von Sankt Pölten.

Guggenberger spricht als Sprecher des Domkapitels von einem "System Schwarz". Es habe fragwürdige Personalentscheidungen sowie undurchsichtige Vorgänge im Amts-, Führungs- und Lebensstil des früheren Bischof gegeben. Das Kapitel kündigte sogar Regressforderungen gegen Schwarz an, der die Diözese von 2001 bis Mitte 2018 leitete. Schwarz selbst weist die Vorwürfe - vor allem finanziellen Fehlverhaltens sowie angedeuteter Verstöße gegen den priesterlichen Zölibat - kategorisch zurück.

In einer Erklärung des Salzburger Erzbischofs Lackner (Donnerstag) heißt es: "Eine Unruhe, die die Diözese Gurk-Klagenfurt seit Jahren erfasst hat, ist mit der Sedisvakanz aufgebrochen." Mit der vom Papst angeordneten Visitation (Prüfung von übergeordneter Stelle) solle "eine gute pastorale Entwicklung ermöglicht werden". Lackner erklärte weiter: "Meine erste Aufgabe ist es zu hören." Er wolle ab Mitte Januar "mit größtmöglicher Offenheit auf alle Seiten zugehen, alles prüfen und den Bericht nach Rom übermitteln".

Ein "Apostolischer Visitator" ist ein Beauftragter des Papstes, der in einer Diözese als Prüfer mit umfassenden Befugnissen agiert. Die Untersuchten sind laut dem Kirchenrecht verpflichtet, "vertrauensvoll" mit ihm zusammenarbeiten und ihm "wahrheitsgemäß" zu antworten.

Schönborn begrüßt Visitation

Auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn begrüßte die vom Vatikan angeordnete Visitation. Lackner werde als päpstlicher Beauftragter die gegen Bischof Alois Schwarz erhobenen Vorwürfe prüfen und sich die Vorgänge in der katholischen Kirche in Kärnten genau ansehen, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz zu Kathpress. Die Vorgehensweise sei richtig, so Schönborn. Wenn gegen einen Bischof Vorwürfe vorliegen, sei der Vatikan die zuständige Prüfinstanz. (KNA)

"System Schwarz": Schwere Vorwürfe gegen Kärntener Bischof

Auf Geheiß des Vatikans sollte der Finanzbericht des Bistums Gurk-Klagenfurt nicht veröffentlicht werden. Doch das Domkapitel hält sich nicht daran – und legt nach: Ein "System Schwarz" habe die Diözese geprägt.