Franziskus warnt vor Vergeltung

Papst: Nicht alles lässt sich mit Gerechtigkeit lösen

Veröffentlicht am 24.04.2019 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern", heißt es im Vaterunser. Papst Franziskus erläutert, was das konkret für das Leben eines Christen bedeutet – und wendet sich dabei auch gegen einen "falschen Stolz" der Gläubigen.

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Papst Franziskus hat sich gegen das Gesetz der Vergeltung gewandt. Nicht alles lasse sich mit Gerechtigkeit lösen, sagte er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz. "Wo das Böse eingedämmt werden muss, muss einer über Gebühr lieben", so der Papst wörtlich. Andernfalls drohe Rache "die Welt zu überschwemmen und zu ersticken".

Auf konkrete Ereignisse ging Franziskus nicht ein. Seine Äußerungen vor mehreren Zehntausend Pilgern und Besuchern standen im Rahmen einer Auslegung der Vaterunser-Bitte: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern."

Gegen falschen Stolz unter Gläubigen

Der Papst betonte die Vergebungsbereitschaft Gottes: "Nichts in den Evangelien lässt denken, dass Gott nicht die Sünden dessen vergibt, der dazu bereit ist und wieder angenommen werden will." Daraus ergebe sich auch die Pflicht, seinerseits zu vergeben. "Wer viel empfangen hat, muss lernen, viel zu geben", so der Papst.

Franziskus wandte sich weiter gegen falschen Stolz unter Gläubigen. "Es gibt keinen Platz für Dünkelhaftigkeit, wenn wir die Hände zum Gebet falten. In der Kirche existieren keine 'Selfmade-Men', Menschen, die es von sich aus zu etwas gebracht haben. Wir sind alle Schuldner gegenüber Gott und gegenüber unzähligen Menschen, die uns günstige Lebensbedingungen geschenkt haben", sagte er.

Papst Franziskus hält seit vergangenem Dezember bei seinen Generalaudienzen eine Katechese-Reihe über das Vaterunser. Vorangegangen waren Betrachtungen zu den Zehn Geboten. (tmg/KNA)